1. Stockholm


    Datum: 05.11.2017, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: byJoanWilbury

    Ihre Nase juckte. Automatisch hob sich ihre rechte Hand, nur um abrupt aufgehalten zu werden. Statt sich zu kratzen, schnitt sie also ein paar Grimassen im Versuch, des Juckreizes Herr zu werden, aber es half nichts. Unbeholfen rieb sie die Nase an ihrer Schulter, was das Problem endlich löste. Schade, dass eine juckende Nase ihr geringstes Problem war. Sie drückte mit den Armen leicht nach außen, sodass sich die Kette der Handschellen spannte, mit denen ihre Hände hinter ihrem Rücken an das Kopfteil des metallenen Bettgestells gefesselt waren. Gleichzeitig rutschte sie mit dem Po hin und her, um sich eine bequemere Sitzposition zu verschaffen und zog die Beine an. Eine schlechte Idee, stellte sie im nächsten Augenblick fest, denn so verstärkte sich der Druck auf ihrer Blase, also streckte sie die Beine auf dem riesigen Bett wieder lang aus. Ihr Bewacher, der sich zu ihrer linken in einen Sessel gefläzt und die Füße auf den Schreibtisch gelegt hatte, warf ihr mit hochgezogener Augenbraue einen Seitenblick zu, sagte aber nichts. Geistesabwesend spielte er mit seiner Pistole, die auf dem Schreibtisch lag. Ihm musste sterbenslangweilig sein, aber er hatte sich sofort bereit erklärt, mit ihr hierzubleiben, während die andern beiden „was zu erledigen hatten". Was auch immer „das" sein mochte. Die drei gaben sich nach wie vor Mühe, ihre Vorhaben nicht in ihrer Hörweite zu diskutieren. Ebenso redeten sie sich nicht mit ihren richtigen Namen an, wobei sie sich fragte, was das ...
     sollte, denn wenn sie eines Tages frei kommen würde, könnte sie jeden von ihnen bis auf die kleinste Pore genau beschreiben. Aber vielleicht hieß das bloß, dass sie niemals freikommen würde. Dass sie Jahrzehnte mit diesen Typen verbringen müsste... oder dass sie sie doch noch umbringen würden. Wobei ihr letzteres von Tag zu Tag unwahrscheinlicher erschien. Selbst wenn die beiden anderen es vorhätten, sie war sich fast sicher, dass ihr Bewacher das nicht zulassen würde -- und immerhin kam er in der Rangordnung an zweiter Stelle nach dem „Boss", war nicht so ein Mitläufer und Arschkriecher wie der widerliche feige „Fuchs". Sein Spitzname war „Dicker", obwohl er nicht wirklich dick war, nur sein Hemd spannte sich etwas über dem Bauch, ansonsten besaß er mit Sicherheit mehr Muskelmasse als Fett. Er hatte die Statur eines Hafenarbeiters, leicht untersetzt und sehr kräftig. Durch ihre eingeschränkte Bewegungsfreiheit begannen ihre Schultern zu schmerzen und sie versuchte, sie kreisen zu lassen. Und ihre Blase drückte, verdammt! „Was zappelst du so?", durchbrach er schroff die Stille, als sie die Beine übereinanderschlug, um das Einhalten zu erleichtern. „Ich versuch, mir's bequem zu machen", erwiderte sie giftig. So weit kam es noch, dass sie ihm etwas von ihrem Bedürfnis erzählte. „Sitz still, Mann, du nervst." „Fick dich", gab sie zurück, was er nur mit einem belustigten Schnauben quittierte. Er war der Einzige der drei, bei dem sie sich traute, ihren Frust und ihre Wut offen ...
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