Wiener Geschichten 01 - Nachtmusik
Datum: 15.06.2019,
Kategorien:
Erotische Verbindungen
Autor: byfotzenfreund
Ohren. Heute schallte es Chinesisch, Japanisch, Koreanisch. Am Entsetzlichsten polterte es Russisch. Zum Glück hörte sie es nicht, wenn sie nicht wollte. Denn in Frau von Trottas Kopf spielte Musik. Den ganzen Tag, wenn es sein musste. Nicht umsonst lebte sie in Wien, der Welthauptstadt der Musik. Nicht umsonst war sie zwei Blocks neben dem „Theater an der Wien" aufgewachsen, wo Eroica und Fledermaus uraufgeführt wurden. Und nicht zuletzt setzte sie die Tradition ihrer Familie fort, in der zumindest ein Mitglied jeder Generation hochklassig an einem Instrument ausgebildet wurde. Frau von Trotta besaß Gespür für die schwarz-weißen Tasten und hatte an der Hochschule der Stadt und am Nationalkonservatorium in Paris bei Professor Jacques Rouvier studiert. Ihr Mann war vor zehn Jahren verstorben, wonach sie ihren Familiennamen wieder angenommen hatte, doch wie es schien, war sie weiterhin verheiratet. Mit ihrem Bösendorfer, Modell 290 Imperial, Baujahr 1965. Ihre schlanke, vornehme Gestalt hatte etwas Feenhaftes, wenn sie, in Melodien versunken, von Oktave zu Oktave glitt. 97 Tasten, statt 88, hatte der Imperial. Eine Subkontrabassoktave mehr als üblich. Frau von Trottas Finger spielten auf schwarzem Ebenholz und hellem Elfenbein. Waren es die berühmtesten Flügel der Welt, sinnierte sie? Bösendorfer Flügel baute man seit 180 Jahren in Wien. Es waren die schönsten und besten, jedenfalls für Frau von Trotta. Sie liebte ihre Stadt. Hatte sie ihren Mann geliebt? Diese Frage ging ihr ...
beim Malen auf dem schwarzen Klavierlack durch den Kopf. Die Kreise wurden größer, bis sich unter der Fingerkuppe keine Samenflüssigkeit mehr befand und die Trockenheit den Finger bremste. Sie tauchte ihn erneut in die größte Spermapfütze, hielt jedoch inne, weil die Vergangenheit auf einmal deutlich vor ihrem inneren Auge erschien. Medizinalrat Prof. Dr. Grienstaidel war dreißig Jahre der Mann an ihrer Seite gewesen. Jedenfalls lag er stets auf der rechten Seite im Ehebett, auch als ein plötzlicher Infarkt des schwachen Herzens sein irdisches Dasein beendete. Danach war es ungefähr so wie vorher. Im Bett tot und langweilig. Hatte der Herr Professor je bemerkt, dass sie einen formidablen Busen besaß, der auch heute noch, Anfang Fünfzig, gut in Form war? Früher fand sie ihre Brüste zu groß, im Verhältnis zu ihrem grazilen Körperbau. Auch heute noch kleidete sie sich streng, ohne die Brust zu betonen. Manchmal fand sie in den letzten Jahren Gefallen an fließenden Stoffen, die das breiter gewordene Gesäß vorteilhaft verdeckten. Obwohl sie sich in gewissen Momenten bei dem Befund ertappte, dass ihr draller Hintern die schlanken Beine betonte und ihre üppigen Brüste die schmale Taille. Oder umgekehrt. Denn nackt nach dem Bad wagte sie hin und wieder einen ausgiebigeren Blick in den Spiegel. Wenngleich sie sich oft steinalt fühlte, kam sie sich immer noch attraktiv vor. Trotzdem. Dreißig Jahre lang hatte ihr Gatte pro Jahr nur ein halbes dutzend Mal den Beischlaf vollzogen, wenn es ...