1. Erben und Erben lassen 11


    Datum: 25.05.2019, Kategorien: Erotische Verbindungen Autor: byRomeoReloaded

    Fluchen, bittet, verspricht, droht, ergeht sich in düsteren Andeutungen. Mir kommt er vor wie ein Zauberer, der sämtliche Zaubersprüche zugleich aussprechen will und keinen richtig herausbekommt. Erst als Jess mit der Fixierung zufrieden ist, um den Pfahl herumgeht und vor Andy stehen bleibt, hört das Geschrei auf. Einen Moment sehen sich beide still an. „Was soll das? Was machen Sie mit mir? Machen Sie mich bitte wieder los", bettelt Andy. Jess sieht im schweigend in die Augen, lässt ihn zappeln. „Nur damit Sie die Lage richtig verstehen", erklärt sie mit sanfter Stimme, „es gibt keine Vernissage. Niemand wird kommen. Wir sind hier ganz unter uns. Und dies alles", sie deutet mit ausladender Geste auf den Saal, „ist nur für Sie bestimmt." „Aber was ...? Warum ...?" flüstert Andy. Jess nähert sich ihm, flüstert zurück: „Du weißt es schon. Du weißt was und warum. Aber Du kannst es Dir leichter oder schwerer machen. Wart's ab." Sie tritt einen Schritt zurück, klatscht in die Hände. Auf einen Schlag erlöschen alle Lichter, es wird stockfinster im Saal. Lautsprecher springen an, senden den Lärm brausenden Windes durch das Dunkel. Ein akustischer Sturm tobt im schwarzen Saal, ohrenbetäubend. Alle Fernseher schalten sich gleichzeitig ein, zeigen Wald in der Dämmerung. Schattenschwarze Äste, die sich im Wind biegen, ein huschendes Etwas im Zwielicht. Dann nur ein Wort, weiß auf schwarzem Grund: „Prolog". Kurze Sekunden steht es da, dann werden die Windgeräusche leiser, eine ...
     laute Stimme überlagert sie. Während auf den Fernsehern wieder Bilder des Waldes erscheinen, der langsam im Dunkel versinkt, deklamiert die Stimme: „Wenn wir missfallen tun, so ist's mit gutem Willen: Der Vorsatz bleibt doch gut, wenn wir ihn nicht erfüllen. Zu zeigen unsre Pflicht durch dieses kurze Spiel, das ist der wahre Zweck von unserm End und Ziel. Erwäget also denn, warum wir kommen sein: Wir kommen nicht, als sollt Ihr Euch daran ergetzen: Die wahre Absicht ist - zu Eurer Lust allein Sind wir nicht hier - dass wir in Reu und Leid Euch setzen. Die Spieler sind bereit; wenn Ihr sie werdet sehen, Versteht Ihr alles schon, was Ihr nur wollt verstehen." Stille. Dunkel. Die beiden Fernseher über den Thronen auf der Tribüne leuchten auf, zeigen zwei Wörter: „Oberon" und „Titania". Leises Laubrascheln wie von Schritten in einem Herbstwald ist das Stichwort für unseren Auftritt. Sandy und ich treten durch den Vorhang, bleiben einen Moment im schwachen Licht der Fernseher stehen. Sobald er uns entdeckt, ruft Andy um Hilfe, bittet, appelliert, er will uns als Verbündete gegen Jess gewinnen. Bei aller Angst ist er noch ganz Taktiker, er sieht noch Hoffnung. Aber das Spiel hat ja auch gerade erst begonnen. Sandy und ich gehen einmal um den Pfahl herum, unsere Schritte sind immer noch mit Laubrascheln unterlegt. Sie trägt ein langes hellblaues Kleid, ich einen langen Mantel und eine Maske. Erst als wir direkt vor Andy stehen, reicht das wenige Licht der beiden Fernseher aus, ihm ...
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