1. Anita und wir Episode 09.1


    Datum: 10.05.2019, Kategorien: Erstes Mal Autor: byPhiroEpsilon

    die einzige, die nicht mit achtzehn sofort von zu Hause abgehauen ist. Herr Aumann hat eine schwere Hand, wenn du verstehst, was ich meine." "Er schlägt seine Kinder?" "Es gab mal eine Zeit", sagte sie langsam, "da war so etwas total normal. Mein Opa hat meinen Papa schon gelegentlich mal übers Knie gelegt. Damals galt das noch lange nicht als Kindesmisshandlung. Aumann ist gläubiger Katholik und führt seine Familie mit starker und gerechter Hand. Versteh mich nicht falsch. Er misshandelt niemanden willkürlich. Er bestraft schwere Vergehen mit abgezählten Stockschlägen." Ich holte Luft. Wenn man bedachte, wie viele Menschen sich beim Sex freiwillig schlagen ließen — Dorothea hatte nicht nur Statistiken, sondern auch selbst einschlägige Erfahrungen — mochte man gewillt sein, über den Sinn und Unsinn von körperlicher Bestrafung nachzudenken. Doch Kinder ... Kinder hatten keine Wahl. Und wenn drei von vier Kindern einer Familie so schnell verschwanden, wie sie konnten, lag etwas im Argen. "Worüber denkst du nach?", riss sie mich aus meiner Versenkung. "Prügelstrafe bei Erwachsenen", meinte ich. "Manche haben es vielleicht verdient." Sie lachte auf. "Auf jeden Fall ist sie die Einzige, die in diesem Flur ständig lebt, in dem es keine Kamera gibt." Ich grinste. "Im Zimmer zwölf neuerdings doch." Ihre Augen wurden groß. "Du willst sie auf frischer Tat ertappen und filmen?" "Soko Annabrunn", gab ich zurück. "Das Geheimnis der Hotelerbin." Doch sie reagierte nicht auf den Witz. ...
     "Wenn", sagte sie nachdenklich, "du sie wirklich erwischst, könnte ich dafür sorgen, dass sie es nicht unter den Teppich kehren kann." "Du magst sie nicht sehr." Susanne zuckte die Schultern. Ihr Gesicht wurde hart. "Sie hat sich Lukas gekrallt. Schon vor sechs Jahren. Und seitdem hat sie ihn nicht mehr losgelassen. Der Höhepunkt war dann vor drei Jahren, als Lukas plötzlich anfing rumzuerzählen, sie seien verlobt. Ich weiß nur, dass sie einen großen Krach mit ihrem Vater hatte ziemlich zur selben Zeit. Passt für mich alles nicht wirklich zu einer Liebesbeziehung." "Du liebst ihn." "Quatsch. Das wäre doch ohne Zukunft." "Was hat denn Zukunft damit zu tun? Ich erzähle dir mal was: Ich liebe meinen Bruder." "Tun das nicht alle Brüder?" Ich schüttelte den Kopf. "Ich habe meinen Bruder schon vor acht Jahren geliebt. Ich habe ihn mir meine damalige Freundin ausspannen lassen. Er hat mit ihr einmal geschlafen und das war es. Danach haben wir fast fünf Jahre nicht miteinander geredet. Und danach haben wir zusammen mit einer Frau geschlafen." Ihr Kopf zuckte hoch. "Seitdem wissen wir beide, dass wir uns lieben. Ich habe damals zurückgesteckt. Wenn wir da schon den Mumm gehabt hätten, miteinander zu reden, hätten wir diese fünf Jahre nicht verloren. Liebe bringt Opfer. Susanne, hast du dieses Opfer gebracht?" "Dein Vergleich hinkt. Ja, okay, ich liebe ihn. Aber dein Bruder war doch wohl frei und nicht in einer anderen Beziehung." "Drei Dinge: Erstens. Mein Bruder ist jetzt glücklich ...
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