1. Wahlverwandschaften Teil A


    Datum: 05.09.2017, Kategorien: Transen Autor: byGesa

    dann auch noch den ganzen Abend mit Beschlag belegt hat, ist mir absolut unklar. Der hat doch bestimmt eine an jedem Finger seiner Hand! Dann hält er an und blickt mir in die Augen. Ich wappne mich schon, ihm höflich aber konsequent eine Absage zu erteilen, aber was er mir zu sagen hat, habe ich nun wirklich nicht erwartet. Ich traue meinen Ohren nicht, als er bekennt, dass er gar kein Mann ist sondern eine Frau, die sich als Mann verkleidet hat! Wo gibt's denn sowas? Das ist doch nicht wahr oder? Aber der Ton seiner Stimme ist ernst -- und jetzt dämmert es mir auch. Die für einen Mann relativ hohe Stimmlage und die eher zierliche Statur stimmen mit seiner oder besser ihren Worten überein. Einerseits erleichtert mich das, andererseits lässt mich die offensichtliche Komik der Situation auch nicht mehr an mich halten. Sie hat sich für einen Mann ausgegeben und ich habe mich als Frau verkleidet -- das ist ja wie in einer abgefahrenen Komödie im TV. Ich muss einfach lachen und lachen, bis ich so außer Atem bin, dass ich einhalten muss und dann noch etwas atemlos alles nämlich erklären kann. Sie sieht mich schon ganz komisch an. Ich benutze etwas flippig ihre eigene Erklärung und kann mein Grinsen irgendwie nicht unterdrücken: „Alex, auch ich muss mich dann wohl entschuldigen. Ja, ich komme aus Berlin und ja, mein Rufname ist Chris, aber Chris steht in meinem Fall für Christian. Wenn du dich als Mann ausgegeben hast, so bin ich laut Personalausweis tatsächlich einer, was ja nicht ...
     ohne Komik ist. Aber es gibt noch mehr zu erklären..." Ich halte meine Erklärung an, als sie bleich wird und wirklich betroffen aussieht. Plötzlich tut sie mir leid: „ Es tut mir leid, wenn dich das schockiert." Sie lächelt tapfer und streitet ab, dass sie schockiert oder ärgerlich ist. Aber es ist auch klar erkennbar, dass sie doch erschüttert ist. Vielleicht hat sie ja ein Recht auf etwas mehr als nur die lapidare Erklärung, dass ich eigentlich Christian heiße. Ich zögere, aber dann erkläre ich: „Alex, es war das erste Mal, dass ich voll als Mädchen akzeptiert worden bin. Das war für mich emotional aufwühlend, mehr als ich erwartet habe. Du hast mir damit ein ungeheuer wertvolles Geschenk gemacht. Ich habe das außer meiner Mutter noch keinem in dem Umfang erzählt, aber dir kann ich das jetzt anvertrauen." Ich weiß nicht, ob sie das jetzt beruhigt oder nicht, aber sie hört mir einfach zu. Ihre Haltung macht mir deutlich, dass sie tatsächlich zuhören will. Es ist für mich nicht so einfach zu formulieren, aber ich versuche es einfach. Ich weiß nicht ob ich es gut erklären kann oder nicht, aber das ist vielleicht auch nicht so wichtig. Wichtig ist eigentlich nur, dass sie erkennt, dass ich ihr keinen üblen Scherz spielen wollte, sondern dass ich weiblich sein will und jetzt auch die Entscheidung dafür getroffen habe. Mir ist auch klar, dass ich unendlich viel komplizierter bin als sie. Schön, sie hat auch eine Außenseiterrolle mit ihrer lesbischen Veranlagung, aber sie ist im ...
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