1. Der Olivenhain


    Datum: 22.03.2019, Kategorien: Romantisch Autor: Freudenspender

    mein Vater entdeckt hat, dass ich nicht seine Tochter bin? Hat er deshalb mit dem Trinken angefangen? War er deshalb so abweisend? Die Geschichte meiner Familie steht plötzlich in einem ganz neuen Licht da. Alles war eine einzige kolossale Lüge. "Ist das wirklich wahr?", frage ich. Ich kann es immer noch nicht glauben. "Endgültige Klarheit würde wohl nur ein Vaterschaftstest bringen. Ihr Vater allerdings war überzeugt davon." Ich setze mich auf den zweiten Sessel. Ich muss diese Informationen verdauen. Man erfährt nicht jeden Tag, dass der Vater gar nicht der Vater ist, dass dafür aber ein anderer der Vater war. "Siena? Florenz? Was hatte meine Mutter mit Italien zu tun?" Wieder kramt er in seiner Tasche und zieht einen zweiten Brief hervor. Diesmal ist es ein makellos weißer Umschlag. "Ihr Vater hat mir diesen Brief für Sie gegeben." Ich nehme ihn. Nachdenklich betrachte ich den Umschlag ohne ihn jedoch zu öffnen. Am Rande fällt mir auf, dass es kein normales Briefpapier ist. Es ist Pergament, Büttenpapier oder wie man das Zeug nennt. Ich kenne mich damit nicht aus. Das Papier ist mit einem Wasserzeichen versehen. Ich vermute, dass es sich um das Wappen der Familie handelt. So einen vornehmen Brief bekommt man als einfaches Berliner Mädchen nicht oft zu Gesicht. Das Papier ist mir im Augenblick egal. Mich interessiert vielmehr der Inhalt. Allerdings traue ich mich nicht, ihn zu öffnen und zu lesen. Nicht im Augenblick zumindest. Ich habe soeben einen Brief gelesen, der ...
     meine Welt komplett auf den Kopf gestellt hat. Im Moment weiß ich nicht mehr, wer ich bin und was ich denken soll. Was steht in diesem Brief? Wird er mir Antworten auf alle meine Fragen geben? Wird er noch mehr Fragen aufwerfe? "Öffnen Sie doch den Brief. Er ist an Sie adressiert", fordert mich der Notar auf. "Kann ich ihn auch später lesen? Wenn ich alleine bin?" Ich fühle mich kraftlos und verletzlich. Am liebsten würde ich mich in einem Loch verkriechen und möchte am liebsten für mich alleine sein. Was ich gerade erfahren habe, hat mir regelrecht den Boden unter den Füßen weggerissen. Ich weiß nicht mehr woher ich komme und wer ich bin. Ich habe mir eingebildet, ein taffes Mädchen zu sein. Doch das ist zu viel. "Ja natürlich. Ich würde Sie nur bitten, mich in den nächsten Tagen anzurufen. Ich muss die Testamentseröffnung vorbereiten", antwortet er. "Was hat das mit mir zu tun?", erkundige ich mich. "Ihr Vater hat Sie im Testament bedacht. Sie müssten bei der Eröffnung anwesende sein", erklärt er. Der Notar nimmt eine Visitenkarte aus der Tasche, schreibt etwas drauf und reicht sie mir. "Ich habe ihnen meine Handynummer draufgeschrieben. Rufen Sie mich bitte direkt an. Meine Sekretärinnen sprechen kein Deutsch. Zögern Sie nicht. Wenn Sie Fragen haben, melden Sie sich. Dazu bin ich da." "Ich werde Sie anrufen", verspreche ich. "Schönen Tag noch signorina Hertig. Ich kann gut verstehen, dass Sie Zeit brauchen, um diese Neuigkeiten sacken zu lassen", meint er. "Bemühen Sie sich ...
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