Der Olivenhain
Datum: 22.03.2019,
Kategorien:
Romantisch
Autor: Freudenspender
irritiert. "Mein leiblicher Vater? Machen Sie Witze?" "Glauben Sie mir, ich mache keine Scherze, vor allem nicht bei so einem Thema." "Mein Vater ist 2011 volltrunken gegen einen LKW gebrettert. Mit dem Fahrrad! Er war auf der Stelle tot. Doch keine Sorge, es war kein sonderlich großer Verlust für die Menschheit." "Das war nicht Ihr leiblicher Vater", beharrt er. "Wie, nicht mein leiblicher Vater? Ich habe keine zwei Väter, das wüsste ich." "Ihr leiblicher Vater lebte in der Nähe von Siena. Glauben Sie mir doch", versichert er mir. Er kramt in seiner ledernen Aktentasche und holt ein altes Briefkuvert hervor und reicht es mir. Der Umschlag ist stark abgegriffen und es sind viele dunkle Fingerabdrücke darauf. Der Brief muss oft in die Hand genommen worden sein. "Bitte, lesen Sie selbst!" Irritiert nehme den Umschlag entgegen und betrachte ihn überrascht. Unsicher schaue ich hinein, es steckt ein Blatt Papier drinnen. Ich ziehe es heraus. "Darf ich lesen?", frage ich. "Nur zu, dazu haben ich Ihnen den Brief gegeben." Ich falte das Blatt auseinander. Darauf stehen einige zittrig geschriebene Zeilen. Die Handschrift erkenne ich sofort. Es ist die meiner verstorbenen Mutter. Liebster Giuseppe, ich hoffe, du bist mir nicht mehr böse. Ich weiß nicht, wie es dir geht, ich hoffe gut. Ich werde unsere gemeinsamen Wochen in Siena nie mehr vergessen. Du wirst immer in meinem Herzen bleiben. Wer weiß was aus uns geworden wäre, hätten wir uns unter anderen Umständen getroffen. Nimm es mir ...
bitte nicht übel, dass ich nicht den Mut aufbringe, alle Brücken hinter mir abzubrechen und mit dir irgendwo auf der Welt ein neues Leben zu beginnen. Nicht bei diesen Voraussetzungen. Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, mich nie mehr bei dir zu melden, um es dir nicht allzu schwer zu machen. Ich hoffe innständig, dass du mich eines Tages vergessen kannst. Wir hatten eine wunderschöne Zeit zusammen. Doch leider kann es keine gemeinsame Zukunft für uns geben. Allerdings kann und will ich dir nicht verschweigen, dass ich schwanger bin. Ich werde das Kind zur Welt bringen. Dein Kind! Ich habe lange überlegt, ob ich es dir sagen soll. Es würde mir zu sehr auf der Seele lasten, würde ich es dir verheimlichen. Mach dir keine Sorgen, das Kind muss nicht ohne Vater aufwachsen. Ich habe Hans, einen ganz anständigen Mann kennengelernt. Er hat um meine Hand angehalten und ich habe ´Ja´ gesagt. Das Kind soll und muss einen Vater haben. Er ahnt nicht, dass es nicht sein Kind ist und wird es lieben, wie sein eigenes. Lebe wohl Giuseppe und such nicht nach mir Deine dich immer liebende Maria Ich bin baff. Die Handschrift ist eindeutig die meiner Mutter. Die Worte sind ausgesprochen zittrig, doch angesichts dessen, was sie schreibt, wundert es mich nicht. Meine Mutter hat Maria geheißen. Auch die etwas holprige Ausdrucksweise könnte passen. Das muss meine Mutter geschrieben haben! Ich weiß nicht, was ich denken soll. Meine Gedanken schweifen ab. Mir kommt ein Verdacht. Kann es sein, dass ...