1. Pierrot und Columbine


    Datum: 13.12.2018, Kategorien: Verführung Autor: Almendra

    "Du hast was??!", keuche ich in den Telefonhörer und lasse beinahe den Pinsel mit dem dunkelroten Nagellack fallen, den ich noch immer in der Hand halte. Mit spitzen Fingern stecke ich ihn wieder ins Fläschchen und drehe den Deckel notdürftig mit einer Hand fest. "Karten für einen venezianischen Maskenball auf Schloss Bellevue?! Gewonnen??" - "Ja", sagt meine Freundin Anna am anderen Ende der Leitung. "Eigentlich habe ich ja bei Preisausschreiben nie Glück, aber diesmal hat es geklappt. Und ich möchte gerne, dass du mitkommst - du bist doch so eine Liebhaberin der Commedia dell`Arte!" - "Wann?", frage ich nur, während mein Herz freudig pocht. - "In vier Wochen", antwortet Anna. "Also such mal schön nach einem tollen Kostüm! Ich freu mich!" - "Ich mich auch, das kannst du aber glauben!", antworte ich, noch immer fassungslos. "Und vielen Dank, dass du an mich gedacht hast!" - "Na klar, an wen den sonst?", sagt Anna, und ich höre sie geradezu grinsen. "Wir sehen uns in Pracht und Prunk!" Und schließlich kommt er tatsächlich, der Tag der Pracht und des Prunks. Ich habe Stunden vor dem Spiegel zugebracht. Nach diesem Outfit habe ich fieberhaft gesucht und es schließlich bei einem noblen Kostümverleih gefunden. Es hatte einen stolzen Preis, ist mir aber jeden Cent wert. Mein rot und grün gemusterter Rock ist knielang und mit mehreren Lagen Tüll unterfüttert. Das Kleid scheint komplett aus Seide zu sein; eng liegt das im Rücken geschnürte, dunkelrote Oberteil an meinem Körper an ...
     und betont meine Taille. Es hat einen tiefen, eckigen Ausschnitt und kleine Puffärmel. Vorne wird es von einer langen Reihe goldfarbener Knöpfe geziert. Auf eine Maske habe ich verzichtet, dafür bin ich nach Harlekinmanier weiß geschminkt und habe meine Augen mit schwarzen Rauten umrandet. Meine Lippen sind rot und meine Wangen zieren melancholische Bäckchen aus Rouge. Eine schwarze Lockenperücke tut ihr Übriges, um den Columbine-Look perfekt zu machen. Als es an der Tür klingelt, kann ich es kaum erwarten aufzumachen. Und ich werde nicht enttäuscht: Anna sieht großartig aus. Sie trägt ein riesiges, goldenes Brokatkleid, dessen langer Rock vorne aufspringt und den Blick auf das ebenso prächtige, schneeweiße Unterkleid freigibt. Die obere Hälfte ihres Gesichts wird von einer goldfarbenen Maske bedeckt, die in einen üppigen Kopfschmuck aus weißen und gelben Federn mündet. Die dunkelrot geschminkten Lippen bilden einen gelungenen Kontrast dazu. "Wow", sage ich zu meiner Freundin. "Komm doch rein und lass dich kurz bewundern!". - Anna hat einige Mühe, ihren voluminös unterfütterten Rock durch den Türrahmen zu bugsieren, und grinst unter ihrer Maske. "Wenn ich dir so auf dem Ball begegnen würde, würde ich dich bestimmt nicht gleich erkennen", bemerke ich. - "Das ist ja auch der Sinn eines Maskenballs, Süße!", erwidert Anna lächelnd. "Aber lass dich mal anschauen - dein Kostüm ist ja auch nicht von schlechten Eltern!" Ich drehe mich stolz einmal im Kreis, bis unten das Taxi hupt. "Na ...
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