1. Schillers Faust 02


    Datum: 14.10.2017, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byhankathi

    Als ich nach Feierabend wieder im Zug saß, versuchte ich, den Tag Revue passieren zu lassen. Aber die neun Stunden nach den Ereignissen der Hinfahrt verschwammen zu einer losen Folge von vagen Eindrücken. Ich musste mich konzentrieren, damit ich mich an irgendetwas Genaueres erinnerte. Meinen Vortrag über die „Grundlagen der Unternehmenskommunikation" vor meinen neuen Kolleginnen und Kollegen hatte ich routiniert abgespult. Nur in der abschließenden Fragerunde war ich gelegentlich etwas zerstreut gewesen, was mit der hoffnungslos überforderten Klimaanlage zu tun hatte. Weil es im Schulungsraum brütend heiß war, hatte ich schon vor Beginn mein Sakko über die Stuhllehne gehängt und mein Publikum aufgefordert, heute mal die Kleiderordnung zu vergessen. Die sieben jungen Frauen und drei Männer hatten es mir erleichtert gedankt, Jacken und Krawatten abgelegt, die Ärmel aufgekrempelt und an Hemden und Blusen so viele Knöpfe geöffnet, wie im Rahmen der Schicklichkeit zu öffnen waren. Eine Dame in der ersten Reihe hatte auch diese Grenze um mindestens einen Knopf überschritten, was ich an jedem anderen Tag uneingeschränkt gut gefunden hätte. Heute allerdings hatte mich die morgendliche Zugfahrt in einen Zustand anhaltender latenter Erregung versetzt, sodass ich befürchten musste, beim geringsten optischen Reiz wieder mit ausgebeulter Hose herumzulaufen. Aber so sehr ich mich auch beherrschte, konnte ich doch nicht anders, als immer wieder angelegentlich zu der Frau hinzusehen, die ...
     lächelnd vor mir saß. Sie hieß Carina, war laut meinen Unterlagen siebenundzwanzig Jahre alt, für meinen Geschmack eine Spur zu stark geschminkt, schien aber unter ihrem Makeup ein recht hübsches, irgendwie arabisch anmutendes Gesicht zu haben. Sie hatte dunkelbraune, fast schwarze Augen, eine recht lange Nase -- was mir gut gefiel -- und sehr volle dunkelrot geschminkte Lippen, die sie meistens zu einem leichten Schmollmund schürzte, wenn sie mich ansah. Ihr langes, lockiges Haar war schwarz und ihr Körper kurvig, aber so gerade eben nicht zu dick. Es waren indes weniger ihre Haare oder ihr Gesicht, die meine Blicke auf sich zogen, sondern ihr üppiges Dekolleté. Dort präsentierte sich mir eine spektakuläre Hügellandschaft mit einer tiefen Schlucht in der Mitte. Ihre Haut schimmerte kräftig gebräunt und bildete einen reizvollen Kontrast zur weißen Spitze ihres Büstenhalters, dessen Rand in der weit geöffneten Bluse immer wieder zu sehen war. Die wenigen Knöpfe, die an dieser noch geschlossen waren, verrichteten Schwerstarbeit, um die schwellende Pracht ihrer beachtlichen Oberweite im Zaum zu halten. Ich hatte allerdings auch den leisen Verdacht, dass meine neue Kollegin ihre Sitzposition -- leicht vorgebeugt, die Ellbogen auf die Tischplatte gestützt, sodass ihre Arme die Brüste zusammenpressten und noch praller erscheinen ließen -- nicht ganz unabsichtlich gewählt hatte. Ich versuchte, nicht allzu oft hinzuschauen, aber ich vermutete, dass sie meine Blicke trotzdem bemerkte. ...
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