1. Der Schmied


    Datum: 06.10.2017, Kategorien: Sonstige, Autor: Aldebaran66

    was sie sich vornahm. Doch wurde sie schnell wütend und traurig zugleich, wenn es nicht so klappte, wie sie es wollte. Ab und zu sah ich sie ein Werkstück in die Ecke werfen, wenn keiner hinsah, doch stets nahm sie es wieder auf und korrigierte den oder die Fehler, wenn es möglich war. Nur mit meinen Schwertern gab sie sich noch mehr Mühe als sonst. Soweit ich weiß, ging nicht einmal etwas daneben. Ich hätte es sofort gesehen, denn Stahl vergibt keine Fehler. Sie war ja sowieso das stille Wasser im Haus und man wusste nie, was in ihrem Gehirn vor sich ging. Rea war wohl die Einzige im Haus, vor der man sich in acht nehmen musste. Unberechenbar wie ein Reptil, nicht fähig nach außen zu zeigen, was sie fühlte. Aber gerade das war es, was sie so faszinierend machte. Kasi schien das alles nichts aus zu machen. Oft saß sie mit baumelnden Beinen neben Rea und erzählte ihr dies und das, was sie gemacht hatte und weiteres unwichtiges Zeug, ohne das Rea je antwortete. Wenn sie überhaupt einmal reagierte, dann war es höchstens ein Kurzes nicken oder schütteln. Aber Kasi machte das nichts aus. Sonst war sie nicht so, aber gerade weil Rea nicht antwortete, konnte Kasi ihren ganzen seelischen Ballast los werden, ohne getadelt zu werden. Sie wusste das Rea es niemandem anderen erzählen würde. Die Zwillinge Issa und Flora waren da ganz anders. Sie redeten und redeten den ganzen Tag. Zerrissen sich das Maul über dieses und jenes, sodass man ab und zu Einhalt gebieten musste, damit es nicht ...
     zu schlimm wurde. Sie waren unheimlich hübsch, gut gewachsen und hatten immer die gleichen Interessen. Man konnte sie eigentlich nur daran auseinanderhalten, weil Floras Haare ein wenig gewellt waren und Issas absolut glatt. Dabei sahen sie immer so aus, als wenn sie so unschuldig wie nur sonst was waren. Doch unter diesen niedlichen Schalen versteckten sich faule Kerne. Sie machten im Dorf schon in ihrem Alter die jungen Männer verrückt, doch im Gespann waren sie so nahbar, wie ein Dornbusch an dem sich so manch einer stach. Kokett schlenderten sie umher und machten schöne Augen der Unschuld. Am Abend machten sie sich dann wieder über diejenigen lustig, die darauf hereingefallen waren. Allerdings muss man auch sagen, dass die Jungen auch nicht schlauer wurden. Es war ihnen egal, dass sie einen Korb nach dem anderen bekamen. Sie verhielten sich wie räudige Hunde und schnüffelten hinter ihnen her. Immer mit der Nase am Boden, um sie sich blutig zu laufen. Es war schon beeindruckend, wie sie sich alle zum Narren machten. Besonders jetzt wo die Körper der Zwillinge langsam frauliche Formen annahmen, wurde es immer schlimmer. Kasi dagegen ging weiter ihren eingeschlagenen Weg. Kein Junge kann auch nur auf die Idee, dass sie eigentlich ein Mädchen war. Sie tummelte sich weiter in der Gegend herum. So manches Mal kamen wir in Verlegenheit, wenn die Eltern andere Kinder vor unserer Tür standen und sich über sie beschwerten. Entweder, weil Mal wieder eines von ihnen, eine blutige Nase ...
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