Der Schmied
Datum: 06.10.2017,
Kategorien:
Sonstige,
Autor: Aldebaran66
vorbei, als wir dachten. Sie war mittlerweile wohl fünf Zentimeter größer als Alia und es würde nicht mehr lange dauern und sie würde sogar größer sein als ich. Wir wussten, nicht wohin das führen würde, und hofften nur, dass es möglichst bald aufhören würde. Sie wurde von den Zwillingen immer gehänselt und verspottet und nur ihre kleine Schwester Kasi hielt eigenartigerweise immer zu ihr. Vielleicht weil sie beide auf ihre Art nicht so waren wie die anderen. Rea saß oft in Gedanken versunken in einer Ecke des Hauptraumes, hatte was sie auch gerade tat auf den Beinen liegen und starrte vor sich hin, als wenn sie über alles nachdachte, was es auf dieser Welt so gab. Allerdings, wenn sie mal etwas sagte, so war es sehr bedacht und immer richtig. Woher sie ihr Wissen hatte, haben wir nie herausgefunden. Zu guter Letzt war da noch Barbara. Mit großer, fast übermenschlicher Geschwindigkeit älter geworden und gebeugt von der Last des Lebens, die sie zu tragen hatte. Ihre Töchter nahmen ihr immer mehr der Tätigkeiten ab, die sie vor wenigen Jahren noch ohne Mühe erledigt hatte, doch seit dem tot ihres Mannes, schwand ihr Lebenswille mehr und mehr. Nur ihre Kinder schienen sie noch am Leben zu halten. Alia und ich versuchten sie so gut es ging zu entlasten, doch merkte man ihr an, dass sie noch gebraucht werden wollte. Selbst wenn es um schwere Arbeiten ging, war sie davon kaum abzubringen. Erst wenn sie vollkommen erschöpft war, nahm sie die angebotene Hilfe dankbar an. Das Beste ...
was sie konnte war kochen. Selbst heute noch schmecke ich ihr essen, wenn ich meine Augen schieße und mich konzentriere. Ich glaube oft sogar den Geruch zu riechen, welcher aus den vollen Töpfen kroch. Meistens gab es dicke Eintöpfe, die in einem großen Topf über dem Kaminfeuer zubereitet wurden. Selbst dann, wenn eigentlich immer das Gleiche darin war oder aus Mangel nur wenig an Zutaten zur Verfügung standen, schmeckte es immer gleich gut, nur anders. Ich denke, dass es an den frischen Kräutern lag, die sie aus jedem Winkel des Tals zusammentrug. Frisch oder getrocknet kamen sie ins Essen und veränderten den Geschmack immer wieder aufs Neue. Wenn es dann einmal Fleisch gab, was meistens nur am Sonntag geschah, zog der Duft oft durch das ganze Haus und verursachte starkes Magenknurren. Man konnte es kaum erwarten den Löffel zu schwingen, um sich die besten Happen zu sichern. Aber selbst das, was dann noch übrig blieb, war überaus köstlich. Alia ging immer mehr in ihrer selbst auferlegten Rolle als Zweitmutter auf. Die anderen Mädchen hatten großen Respekt vor ihr, obwohl sie ja nicht sagen konnte, was sie wollte oder was ihr missfiel. Ein strenger Blick oder eine erhobene Hand reichte vollkommen aus um Frieden zu stiften, wenn ihre Schwestern sich mal wieder stritten. Ich war bei der Sache sowieso außen vor. Sozusagen als Ernährer der Familie wagte es keiner etwas gegen mich zu sagen, mit Ausnahme von Barbara. Sie war die unbestrittene Herrscherin des Hauses. Ihr Wort war ...