1. Der Schmied


    Datum: 06.10.2017, Kategorien: Sonstige, Autor: Aldebaran66

    des Schmerzes. Doch auch dieser Fluss versiegte und wir fielen in tiefen, dankbaren Schlaf ohne Träume. Wie immer erwachte ich alleine. Wie Alia es machte ohne mich zu wecken, aufzustehen und früher wach zu sein als ich, kann ich nicht sagen, jedoch sollte uns diese Nacht noch stärker aneinander binden. Wir waren seelisch miteinander verschmolzen und ich hatte das Gefühl sie genauso gut zu kennen wie mich selber. Ich beschloss, mein Nachtlager von jetzt an in der Schmiede aufzuschlagen. Hier war ich alleine und konnte meinen Gedanken nachgehen, ohne von den anderen gestört zu werden. Ich arbeitete wie besessen an der Bearbeitung von Metall, um meine Geschicklichkeit zu verbessern. Ich frage niemanden danach, ob es überhaupt gewünscht war. Ich blieb einfach und niemand hielt mich davon ab. Es war, als wenn es immer schon so gewesen wäre. Tag für Tag hatte ich den Eindruck, dass die Dinge die ich herstellte, besser wurden. Nicht nur besser, sondern zugleich auch schöner und so manches Mal ertappte ich mich dabei, wie ich zu lange an einem Stück saß, da ich es mit den Verschönerungen übertrieb. Ich musste mich von dem Werkstück reißen, um es nicht unbrauchbar für seinen Zweck zu machen. Ein Pflugblatt mit Verschönerungen pflügte nicht besser als eines ohne und brachte genauso viel ein. Wenn ich nicht an der Esse oder dem Amboss stand, saß ich zu gerne auf der Bank vor dem Haus und dachte an gar nichts. Leider war es nicht oft, denn die Zeit war knapp und sieben Mägen voll zu ...
     bekommen war nicht einfach, zumal die Frau des Hauses schnell immer älter wurde und die Kräfte schwanden. Seit Alois gestorben war, schritt dieser Zustand mit steigender Geschwindigkeit fort. Mit den Maßen, wie ihre abnahmen, gewannen meine dazu. Die andauernde Tätigkeit stählte mit der Zeit meinen Körper noch mehr, als dieser schon gewesen war. Manchmal, wenn ich so vor dem Haus auf der Bank saß, kam Alia dazu. Sofern auch ihre Zeit es zuließ, setzte sich neben mich, nahm meine Hand in die ihre und saß einfach nur so neben mir. Ihr Blick schien dann in die gleiche Leere zu gehen, wie die meine. Am schönsten war es, wenn dann noch vor dem Haus die Sonne blutrot versank und die Grillen ihr Konzert begannen. Ich hätte ewig so da sitzen können. War die Sonne dann untergegangen, wurde es kühler und ich legte ihr oft meine Jacke über die Schulter, damit sie nicht frieren musste, um den Augenblick des Aufbruchs herauszuzögern. Manchmal legte sie dann ihren Kopf an meine Schulter. Eigentlich hätte ich zufrieden sein können doch störte mich oft der Gedanke, dass wir in jener Nacht von Angesicht zu Angesicht gelegen hatten und mir nicht mehr in Erinnerung kam, wie es eigentlich gewesen war. Wir hatten beide nichts angehabt. Ihr Bauch war gegen seinen gepresst, ihre Brüste, an die meinen und mein Geschlecht an das ihre und doch konnte, ich mich nicht mehr an das Gefühl erinnern. Es hatte wohl auch keines gegeben, denn die Trauer und der Schmerz hatte alles überdeckt. Eines Abends beim ...
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