Der Schmied
Datum: 06.10.2017,
Kategorien:
Sonstige,
Autor: Aldebaran66
Schmiedearbeit hatte ich zuvor noch niemals gemacht und ich war ein wenig stolz darauf, dass ich es ohne seine Anweisung geschafft hatte. Es war nicht besonders schön, denn in solchen Dingen hatte ich keine Erfahrung, doch hatte ich meine ganze Liebe zu hineingesteckt und so wurde es das erste Kreuz auf dem Friedhof, das geschmiedet war. Ich fand es nicht besonders gelungen, doch andere waren wohl anderer Meinung, denn auf diese seltsame Art erschloss sich mir eine neue Einnahmequelle. Denn später schmückten viele Grabmale aus Eisen und Stahl die Gräber, sodass ich sie sogar über die Grenzen unseres Dorfes verkaufen konnte. Später, als ich in dieser Kunst ausgereifter war, fertigte ich ein Neues für das Familiengrab, das zu einer kleinen Berühmtheit wurde und so kamen sogar Menschen von weit her, um es zu bestaunen. Nun war ich der Mann im Hause. Alleine mit sechs Frauen. Dieser Gedanke drang nach der Beerdigung in mein Gehirn. Die Last der Verantwortung schien mich mit einem Mal erdrücken zu wollen. War mir doch zuvor dieses nicht wirklich bewusst gewesen. Ich konnte hier gar nicht mehr weg. Zu sehr war ich inzwischen in diese Familie eingebunden und sah sie schon fast als meine eigene an. Mir wurde so schwindelig aufgrund der Verantwortung, die ich mir selber auferlegt hatte, dass ich auf dem Heimweg fast zusammengebrochen wäre. Die Menschen dachten, dass es die Trauer war, die mich überfiel, und hatten großes Mitleid mit mir. Am Abend wurde das Essen in vollkommener ...
Stille abgehalten und wir gingen zeitig zu Bett, um wenigstens etwas Ruhe zu bekommen und neue Kräfte zu sammeln. In der Dunkelheit konnte ich leise weinen und schniefen vernehmen, das mich wach hielt. Ich hatte, glaube ich, irgendwie noch gar nicht richtig verstanden, was passiert war und was auf mich nun zukam, wenn ich blieb. Da ich so nicht schlafen konnte, nahm ich meine Decke und Matratze und schlich mich in die Schmiede. Dort bettete ich mich neben der Esse und überließ mich hier der Trauer. Ich bekam gar nicht mit, dass die Tür kurz aufging und genauso schnell wieder zugezogen wurde. Erst als sich jemand an der Decke zu schaffen machte, fuhr ich erschrocken zusammen. Ein Finger legte sich auf meine Lippen und deutete mir an, ruhig zu sein. Er wanderte unterstützt durch die anderen zu meinem Hemdrand am Hals und zog daran, um es mir auszuziehen. Wie in Trance stülpte ich es mir über den Kopf und legte mich zurück. Ich hörte etwas rascheln und dann schlüpfte ein warmer Körper unter die Decke und rutschte zu mir. Zwei schmale Arme umschlangen mich und zogen mich zu sich heran. Zitternde Haut begegnete zitternde Haut und drückte sich dagegen. Alia war wieder bei mir. Sie war gekommen, um uns auf ihre ganz besondere Art und Weise zu trösten. Ich erwiderte ihre Umarmung und klammerte mich wie ein Ertrinkender an sie und beide ließen wir unsere Trauer hemmungslos laufen. Wir hielten uns über eine Stunde lang fest und das salzige Wasser unserer Augen vermengte sich zu einem Fluss ...