Der Schmied
Datum: 06.10.2017,
Kategorien:
Sonstige,
Autor: Aldebaran66
Ich öffnete die Weinflasche und gab ihm einen kräftigen Schluck zu trinken. Er hatte so etwas noch nie getrunken und musste ein paar Mal husten. Doch löste sich durch den Alkohol etwas die Spannung. Den Rest der Flasche stellte ich wieder weg, nachdem auch ich einen tiefen Schluck genommen hatte. Plötzlich folgte ein letzter langer Schrei. Ein Klatschen war zu hören und ein kräftiges Stimmchen brüllte los. Godans Augen begannen zu strahlen und er wollte sofort zu Kasi, doch ich hielt ihn noch ein wenig auf, damit die Frauen ein wenig sauber machen konnten. Als die Hebamme die Tür zur Werkstatt öffnete, rannte Godan mich fast um. Er stürmte in die Stube und sah zum ersten Mal sein Kind, das auf dem Bauch von Kasi lag, die vollkommen erschöpft war. Dieses kleine Menschlein war das Ergebnis ihrer Liebe und lag so zerbrechlich da. Nur vorsichtig näherte sich Godan dem Säugling und lächelte Kasi an, die geschwächt aber glücklich zurücklächelte. Der kleine Wurm lag an Kasis Brust und nahm die erste Mahlzeit seines Lebens zu sich. Godans Hand zitterte, als er ihm über den noch feuchten Kopf strich. Ich hatte ihm eine solche Gefühlsregung gar nicht zugetraut und es wurde mir ganz warm ums Herz. Es war ein prächtiger Säugling mit einer ausgeprägten Stimme, wie wir nur wenig später feststellten, denn als er mit dem Säugen fertig war, versuchte Godan ihn vorsichtig hochzuheben. Er hatte wohl zu zittrige und kalte Finger, sodass das Kind sofort anfing zu brüllen. Das ein so kleiner ...
Körper so laute Töne hervorbringen konnte hätte ich nie für möglich gehalten. Dies war auch der Grund, warum Godan und ich uns schon morgens verzogen, um Bäume zu fällen und erst spät wieder nach Hause kamen. Kasi und Godan sollten bis zur Fertigstellung ihres Hauses bei uns bleiben, denn wo sollten sie auch hin. Der Kleine brachte jedenfalls unsere Ruhe vollkommen aus dem Gleichgewicht. Drei Frauen hatten nichts Besseres zu tun, als um diesen Winzling einen Tanz aufzuführen, in dem kein Platz für uns zwei Männer blieb. Ich für meinen Teil zog in die Schmiede und Godan sah mich oft neidisch an, wenn ich mich zurückzog. So oft wie möglich blieb er bei mir in der Schmiede. Ich durfte nicht einmal meinem Beruf nachgehen, denn der Lärm hätte den Kleinen geweckt und das wollten wir ganz und gar nicht. Die Ruhe zu stören, wenn er schlief, fiel uns auch gar nicht erst ein. Wir sehnten den Frühling herbei, um mit dem Hausbau zu beginnen. Als es soweit war und das Wetter es endlich zuließ, begannen wir damit. Ich wollte endlich wieder Ruhe haben und somit Normalität einkehren lassen. Die drei Frauen jedenfalls waren nicht wieder zu erkennen. Ich hatte manchmal den Eindruck, dass jede der Drei dieses Kind geboren hatte. Sie hatten oft einen eigenartigen Glanz in den Augen, wenn sie an dem rosa Körper rochen. Wir als Männer konnten das nicht verstehen. Wir machten uns eher Gedanken darüber was aus ihm einmal werden würde. So gleich und doch so vollkommen verschieden waren Mann und Frau. Das ...