1. HomoLepus 08


    Datum: 27.03.2018, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byAldebaran66

    den sie aus dem Briefkasten geholt hatte. Es war die Art Umschlag, wie ich ihn bereits kannte und öffnete ihn erst eine Stunde später als Anna bereits wieder auf Pizzatour war. Es war keine Überraschung, was ich darin fand. Wie immer eine Anweisung wann ich mich bereit machen sollte. Dabei hatte ich mich schon gewundert, dass man mich das Osterwochenende in Ruhe gelassen hatte. Hatte ich mich die letzten Male darüber gefreut wieder zu Sandra zu können, hielt sich diesmal die Freude in Grenzen. Die Betrübnis über die vergangenen Ostertage saß mir stärker in den Knochen als gedacht. Vielleicht nicht wirklich depressiv, aber sicherlich nicht weit davon weg. Mir kam alles so sinnlos vor und ich zweifelte das erste Mal an mir selber. Fragen machten sich in meinem Gehirn breit. Wer oder was war ich eigentlich? Machte es überhaupt Sinn, was ich da tat? Wen interessierte es eigentlich noch, was ich war? Besonders die letzte Frage war schwer zu beantworten. Bei Sandra war ich mir sicher, dass sie es interessierte, aber schon bei Anna hatte ich meine Zweifel. Sie nahm es einfach so hin, wie es war, aber war sie bei mir, weil ich ein Hase war? Oder war es einfach nur deswegen, weil ...
     ich ihr ein Heim bot? War mein Äußeres dabei nur ein notwendiges Übel? Ich wusste es nicht, konnte mir auch keinen Reim darauf machen, aber wenn ich weiter darüber nachdachte, war es eigentlich nur Sandra, die mich so wollte, wie ich war. Einem einzigen Menschen lag etwas an meinem Äußeren. Sonst keinem mehr. Aber ausgerechnet von diesem einen Menschen war ich abhängig. Sie gab mir das Geld um mein Leben so leben zu können, wie es war. Ich hatte keine Sorgen, was das Finanzielle betraf. Es sah noch nie so rosig aus wie jetzt. Ich hatte alles, was ich brauchte, bis auf den Kontakt mit anderen Menschen. Wo lag jetzt die größere Gewichtung? Es dauerte allerdings nicht lange, bis ich mich von diesem Tal der Tränen erholt hatte. Immerhin befand ich meine Lage trotzdem noch als sehr angenehm und schob dieses Thema die nächste Zeit beiseite. Ich wollte einfach nicht darüber nachdenken. Vielleicht weil mir die Fragen zu unbequem wurden. Stellten sie doch alles infrage, was ich die letzte Zeit gemacht hatte. Dann kam der Tag, an dem ich zu Sandra fuhr. Um ehrlich zu sein, sehnte ich diesen Tag geradezu herbei. Bedeutete es doch für mich Abwechslung vom tristen Leben in meiner Wohnung. 
«12...12131415»