Pfarrhaus 01
Datum: 20.09.2017,
Kategorien:
Transen
Autor: byGesa
hatte. Und es war ein Spiel auf zwei Ebenen. Die Ebene der Täuschung sah kompliziert aus, war's aber gar nicht. Im Prinzip war es nur ein simpler Tausch. Georg bekam den Pass von Maria, während die Identität von Georg verschwand, wenn alles gut mit der Verkleidung als Maria von dem jungen Burschen klappte. Die private Ebene sah einfach aus, war aber genauso unvorhersehbar und wahrscheinlich komplizierter, da die Gefühle nicht so kontrollierbar waren wie die Informationen. Georg Singer war zunächst nur einer von vielen Chorknaben, an denen er seine autoritäre Art ausgelebt hatte. Er war klug genug, das nicht zu übertreiben. Dann hatte er mitbekommen, dass dieser junge Bursche ein besonderer war, weil er einer der in Europa extrem seltenen Kastratensänger war. Dies übte eine nachdrückliche Faszination auf ihn aus, auf die er weniger stolz war. Er hatte als Priester ein strenges Keuschheitsgelübde abgelegt, aber der Satan ruhte nicht, sondern führte ihn in Versuchung mit der puren Existenz des jungen Burschen. Anfänglich hatte er sich dagegen gewehrt, wie er es in der Vergangenheit immer erfolgreich gemacht hatte. Diesmal war es anders, allein die Idee des Kastraten beflügelte seine Fantasie enorm. Dessen Körper war schon speziell. Sein bartloses, rundes Gesicht war von dunkelblonden Haaren umrahmt, die einen entfernt an Cherub-Gesichter denken ließen. Für einen Kastraten war er erstaunlich klein, aber er gehörte wohl eher der Gruppe von rundlichen Milchbärten an. Bei näherem ...
Hinsehen sah man seinem Gesicht sein Alter an, es waren eher die nachdenklichen Augen eines Studenten denn die unbekümmerten eines Schülers. Auf Abstand machte er jedoch den Eindruck eines pausbäckigen Engels, der in jedem Chor durch seine brillante Stimme auffiel. Bis jetzt hatte er immer noch die Bremse in seinem Kopf angeschaltet, die alle Fantasien nur in Zeitlupe liefern ließ. Jetzt fühlte er sich versucht, die Bremse zu lösen. Er hatte den Versuchsballon mit dem Hinweis auf Maria von Roden gestartet -- und nun sah so aus, als ob dieses kein kurzfristiger Heißluftballon wäre, sondern ein echter Helium-Ballon, der in bis dato ungeahnte Höhen aufsteigen könnte. Natürlich war es ein aberwitziges Risiko, was er dort plante. Gleichzeitig war es auch eine Herausforderung, deren Frechheit ihn reizte. Georg Maria ist verlegen Ich hatte mich überwinden müssen, um nach der Kleidung von Maria nachzufragen, aber ich hatte es gemacht, weil ich es musste. Die Augen vom Pater hatten begeistert aufgeleuchtet, als ich damit auf seine Idee der Pfarrhaushälterin einging. Ich hatte die Zähne zusammengebissen und ein Dirndl von Maria anprobiert. Es sah grauenhaft aus -- und selbst der Pater musste zugeben, dass dies blöd aussah, als ich es ihm vorführte. Mit dem ungefüllten Ausschnitt hatte ich keine Ähnlichkeit mit dem existierenden Bild der echten Maria von Roden im selben Kleid mit ihrem vollen Busen. Der Pater seufzte kurz und holte dann einen hellgrauen Hosenanzug aus dem Schrank, den er ...