1. Der Klavierhocker -- Teil 04


    Datum: 17.03.2018, Kategorien: Transen Autor: byGesa

    und ohne Halskette, sondern nur mit sehr dezenten Ohrringen aus Gold mit kleinen blaugrünen Topas-Steinen, die zu ihrer Augenfarbe passten. Auf das Bild deutete ich. Vielleicht auch deshalb, weil ich dieselbe Augen- und Haarfarbe hatte. Sie beorderte mich ins Bad, wo sie mich mit besagter Haarbürste und Schminkutensilien behandelte. Eine halbe Stunde später waren meine blonden Haare neu gestylt mit einem nach vorne gekämmten Pony, der mich weiblicher erscheinen ließ, aber keine Locken aufwies. Meine Augen waren mit einem bläulich-grauen Lidschatten versehen und meine Lippen rosarot geschminkt. Ich erkannte mich im Spiegel bald nicht wieder. Sie nickte wohlwollend. „Gut so, Danielle. Nun du gehen Straße geradeaus, bis treffen Hauptstraße. Dort gehen nach rechts, bis finden Gaststätte ‚Zur Löwin'. Du dort warten auf mich an Parkplatz von Gasthof. Ich sein dort mit Auto schon. Du jetzt noch Fingernägel lackieren. Lackieren sehr, sehr sorgfältig, Mädchen." So hatte ich mir das nicht gedacht. Allein in dieser Aufmachung herauszugehen, erschreckte mich. Genau das war wohl ihre Absicht. Ich sollte eine Mutprobe ablegen. Jedenfalls dachte ich mir das so. Gehorsam ergriff ich den pinken Nagellack und versuchte mich an meinen Fingernägeln damit. 20 Tanja Wladimirowna Petrowa Gedanken schossen ihr durch den Kopf, als Danielle noch gehorsamer war, als sie es erwartet hatte. Das versetzte sie in eine Hochstimmung und machte sie auch wagemutig. Was in England nicht geklappt hatte, könnte ...
     hier vielleicht funktionieren. Aus einer Eingebung heraus entschied sie sich für den Anzug aus England, den sie zum Einkauf tragen wollte. Er gehörte eigentlich mal ihrem Vater, der ihn anlässlich eines Besuches hatte hängen lassen. Es war die Karte ‚Alles oder Nichts', die sie damit spielte. Aber wer nichts wagt, der nichts gewinnt. Entweder würde Danielle bei der Stange bleiben, dann würde es auch eine Zukunft geben, die über den Zeitraum der Nachhilfe hinaus lief oder eben nicht. Das Semester lief inzwischen nur noch für noch nicht einmal vier Wochen. Viel Zeit blieb ihr also ohnehin nicht. Lieber ein frühes Ende mit Schrecken als ein über vier Wochen herausgezogenes Abschiednehmen. Sie kleidete sich sorgfältig, aber auch rasch. Der junge Zögling Daniel würde zwar seine Zeit brauchen, da er sich das erste Mal die Fingernägel lackierte, aber Ewigkeiten würde es auch nicht dauern. Ein Lächeln spielte um ihre Lippen, als sie sich schon auf das Gesicht freute, wenn Danielle sie in ihrem von England mitgebrachten Jaguar E erblicken würde. Es würde nicht bei der Einkaufsliste für Lebensmittel bleiben. Sie plante eine komplette Attacke, noch bevor sie ins Einkaufszentrum fuhren. Im Krieg und in der Liebe sind alle Mittel erlaubt, erinnerte sie sich. Wer immer das auch gesagt hatte, heute würde sie es ausprobieren. Sie wollte ihren femininen Zögling an diesem Abend in ihrem Bett haben. Wenn man zusammen am nächsten Morgen im Bett aufwacht, ist das ganz etwas anderes, als wenn man ...
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