1. Kabinengeflüster


    Datum: 08.01.2018, Kategorien: Erstes Mal Autor: maartZ

    KabinengeflüsterWir fuhren jetzt schon einige Stunden und der Bus roch nach Schweiß und Chips. Das Ziel war Hoek van Holland. Dort würden wir auf einer Fähre über Nacht übersetzen nach England, um am nächsten Vormittag dann irgendwann London zu erreichen.Es waren neben mir noch über dreißig weitere Jugendliche in dem Bus. Organisiert wurde die Tour von einem Verein, der es auch Jugendlichen ermöglichte, eine Reise zu machen, deren Eltern es sich sonst nicht erlauben konnten.Meine Mutter hatte mich zum Abschied am Busbahnhof umarmt, aber mir war das unangenehm vor den fremden anderern Jungs, denn ich kannte keinen davon und legte Wert auf ein cooles Image. Schnell hatten sich in dem Bus Grüppchen gebildet. Ich gehörte zu keiner davon uns saß alleine. Das war auch üblich für mich. Ich war eher schüchtern und leise, meist verpackt hinter einer ablehnenden Fassade. Wieso das so war, wußte ich nicht wirklich, es hatte sich so entwickelt.Ich hatte mir eine große Sonnenbrille aufgesetzt, meine zotteligen Haare tief ins Gesicht gezogen und die Füße auf dem Platz neben mir geparkt. Musik im Ohr. Eine Gruppe von anderen Jungs, die sich die große hintere Sitzreihe erobert hatten, machte ziemlich Radau. Einige hatten angefangen, der Rest hatte mitgemacht: Es ging darum, einem anderen Jungen fest auf den Sack zu schlagen oder rein zu grabschen. Ich kannte das Spiel vom Schulhof und beteiligte mich nie daran.Es gab drei Betreuer, die uns auf der Fahrt begleiteten. Zwei Frauen, eine schon ...
     älter und ein Mann. Der hatte sich bei der Begrüßung über das Busmicro als Luke, von Lucas, so wie bei Lucky Luke auszusprechen, vorgestellt. Er war Brite, studierte aber in Deutschland und der Tripp war sein Ferienjob. „Also versaut mir die holydays nicht, folks!“ rief er ins Micro und grinste dabei. Ich fand ihn sehr sympathisch und studierte genau, welche Art von Grimassen er machte. Luke hatte die Angewohnheit, alle Denkvorgänge sehr zu illustrieren. Wenn er nachdachte, fuhr sein Arm großzügig zum Kopf und raufte sich die Haare. Dabei verzog er seinen breiten Mund und kniff ein Auge zu. Das sah sehr lustig aus und alle mochten ihn sofort.Luke kletterte durch den Bus nach hinten und schaute den sich raufenden Jungs eine Weile grinsend zu, bevor er ihnen in seinem deutsch-englischen Mischmasch erklärte, daß sie jetzt mal lieber mit den Grabschereien aufhörten sollten, damit „wir keine Verwundeten nach London transportieren müssen.“ Die Jungs gröhlten, wurden dann aber bald ruhiger. Auf dem Rückweg beugte er sich zu mir und meinte: „Hey Boy, besser du ziehst die Schuhe aus oder die Füße müssen runter vom Stuhl.“ Ich zog einen Flunsch, was ich immer tat in solchen Momenten und blieb stumm. „Zwing mich nicht, sie dir auszuziehen. I tell you, ich mach das!“, sagte er dann und grinste dabei. Ich zog sie aus und dachte: „Selber schuld!“, als ich meine verschwitzten Zehen spreizte und meinen Duft im Bus verteilte.Ich war schläfrig geworden, als wir endlich an der Fähre ankamen und ...
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