1. Macht Geld glücklich?


    Datum: 03.12.2017, Kategorien: Sonstige, Autor: Aldebaran66

    Angewohnheiten und ich hätte schon vorher sagen können, welcher von ihnen auf welchem Hocker sitzen würde. Doch das hatte auch sein Gutes. Meiner war nämlich frei. Also ging ich zu diesem, setzte mich darauf und schon wenige Sekunden später hatte ich meinen Lieblingsdrink vor der Nase stehen, ohne ihn bestellt zu haben. Die Frau hinter dem Tresen kannte ihre Pappenheimer und wusste genau, was diese wollten. So brauchte man kein Wort verlieren und hätte eigentlich stumm sein können. Keiner wäre verdurstet. Tja, und dann kam das lange warten. Worauf konnte ich gar nicht sagen. Es kam mir nur immer so vor, als wenn es so war. Währenddessen verkürzte man sich die Zeit mit einem neuen Drink, denn die Luft war so trocken, dass der Inhalt eines eben gefüllten Glases im Nu verdunstet war. Aber zum Glück war man nicht nur am Trinken. Zu der Zeit war es üblich, zwischendurch ein paar Pfeile zu werfen. E-Darts war gerade der Renner und so verbrachte man einen Teil seiner Zeit damit, den Automaten zu füttern. Dazu hatte man natürlich schon die ganze Woche größere Mengen an Münzen gesammelt, denn wie immer, hatte die Wirtin, hinter dem Tresen, kein Kleingeld. Mit den Wochen hatte man zum Glück einiges gelernt und an Routine dazubekommen und wusste, wer wie gut spielte und ob es Sinn machte, um eine Runde Drinks zu spielen. Man wollte schließlich nicht immer nur bezahlen. Der Nachteil an dem Spiel war die Tatsache, dass spätestens nach dem vierten Drink die Pfeile nicht mehr dorthin ...
     flogen, wohin man sie gerne gehabt hätte. Gut, das hatten sie zuvor auch nicht gemacht, aber waren wenigstens meistens in die ungefähre Richtung geflogen. Wenn man dann zum zwanzigsten Mal versuchte die doppelte eins zu treffen, wusste man, das Ende war gekommen. Jetzt war es Zeit, damit aufzuhören. Mit dem Dartsspielen, nicht mit dem Trinken. Also schlenderte man zu seinem Hocker zurück, verstaute seine inzwischen selber gekauften Pfeile in die, über den Hocker gelegte Jacke und pflanzte sich wieder darauf. Diesen verließ man jetzt nur noch dann, wenn Mutter Natur einen dazu aufforderte, ihr Recht zu bekommen. Gut, das man dann schon recht weit auf der Leiter der Promille gestiegen war, dann kam einem der stechende Geruch von Urin und Pinkelsteinen, nicht mehr so penetrant vor. Und dann saß man wieder da. Einige Leute gingen und wurden durch andere ersetzt. Kein neues Gesicht ließ sich sehen. Das war dann jener Augenblick, an dem man sich fragte, warum man eigentlich seinen Fuß in die Kneipe gesetzt hatte. Was hatte man erwartet oder hatte man überhaupt etwas erwartet. Was sollte schon Tolles kommen? Glaubte ich wirklich, dass ausgerechnet hier, in dieser versumpften Tropfsteinhöhle von einer Schluckhalle, würde die Tür aufgehen und ein Engel hereinkommen? Glaubte man dann wirklich, dieser Engel hätte nichts Besseres zu tun, als sich auf den freien Hocker neben einen zu setzen, um sich ausgerechnet für einen interessieren? Das gab es nicht, nie und nimmer. Nicht hier, nicht dort, ...
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