Mail-Verkehr
Datum: 14.08.2019,
Kategorien:
Erotische Verbindungen
Autor: bybumsfidel
"Sag mal, spinnst Du?" Ihr Anruf zeigte ihm, dass er gewonnen hatte. Sie würde kommen! Er hatte sie eingeladen. Per Email. "Wir treffen uns nächsten Montag im Holiday Inn. Nimm Dienstag Urlaub. Du wirst Deine Beine nicht mehr zusammenkriegen!" Gut, die Einladung war etwas ungewöhnlich. Zumal sie sich schon seit mehr als 20 Jahren gut kannten. Sie war Anfang und er Ende vierzig, beide seit Ewigkeiten liiert, mit wechselnden Partnern, aber nie zusammen. Dafür teilten sie so manches Geheimnis. Nur Sex hatten sie nie, noch nicht mal ansatzweise. Keinen heißen Kuss oder so, nichts. Und jetzt diese bescheuerte Mail. Sie las sie. Einmal. Zweimal. Staunend. Zweifelnd. Wütend. Löschte sie. Holte sie am nächsten Tag wieder aus dem Papierkorb. Nie hatte sie auch nur im Traum an Sex mit ihm gedacht. Was also sollte dieses feuchte Gefühl zwischen ihren Beinen? Wieso erregte sie der alberne Text so? Primitiver ging es doch wohl nicht! Löschte die Mail erneut. Rief ihn an. "Nicht dass ich wüsste", antwortete er. "Ich will mit Dir schlafen!" Er hatte sich die Antwort tagelang zurechtgelegt. War er zu direkt? Sie konnte eine offene Sprache vertragen, aber so? Frauen wollen umworben werden. Jedenfalls die meisten. Er wusste, bei Ihr würde er mit jeder Art von Werbung Schiffbruch erleiden. So oder gar nicht. Ja oder nein und das spontan, ohne Diskussion. Stille am Ende der Leitung. "Ich will mit Dir schlafen", wiederholte er. "Wir kennen uns in- und auswendig. Wir sind immer gute Freunde ...
gewesen, aber komm mir nicht mit Freundschaft zerstören und so. Aber wir wissen fast alles voneinander und wissen, dass wir damit umgehen können. Einmal und ..." Er kam nicht mehr dazu, den Satz zu beenden. "Wie kommst Du darauf, dass ich mit Dir schlafen will?", fragte sie zurück. "Du willst nicht", war seine überraschende Antwort. "Oder besser: Du weißt nicht, dass Du willst." "Aber Du weißt es?" "Ja. Du hast nie darüber nachgedacht. Deshalb muss ich nachhelfen." "Ich brauch keine Nachhilfe! Mein Liebesleben ist auch so in Ordnung." "Das ist es ja gerade. In Ordnung. Mehr nicht. Nicht aufregend. Oder gar phänomenal. Deine besten Orgasmen in letzter Zeit hast Du Dir selbst besorgt." Nach einem Moment der Ruhe: "Woher weißt Du?" "Weil es bei mir genau so ist." "Und jetzt willst Du es ändern?" "Ja." "Mit mir?" "Ja." "Du Schwein!" "Ja." "Gut. Ich komme." Sie glaubte erst, dass sie das gesagt hatte, als sie sich selbst hörte. Blitzschnell legte sie den Hörer auf. 'Scheiße', sagte sie zu sich selbst. Worauf hatte sie sich da nur eingelassen? 'Ich brauche ja nicht hinzugehen', tröstete sie sich. 'Scheiße', dachte er. Worauf hatte er sich da nur eingelassen? Träume sind ja ganz schön, aber sie in Realität umsetzen zu wollen, was ganz anderes. --- "Gut siehst Du aus", sagte er zur Begrüßung an besagtem Montag Mittag im Foyer des Holiday Inn. "Wir sind ganz schön verrückt", erwiderte sie. "Lass uns erst mal essen gehen", schlug er vor. "Dabei können wir ja noch mal drüber reden." "Kommt ...