-
Prag – die unerträgliche Ambivalenz
Datum: 31.07.2019, Kategorien: Fetisch Autor: bykarlissimo
Stichworten: Er zeigte uns die alte Universität, die Staatsicherheitsgebäude, in denen 1968 die Demonstranten gefangen gehalten und verhört worden waren. Er erzählte uns wie die Statue auf der anderen Seite des Flusses fiel. 1968 ist Milan in Prag geblieben, nicht so sein Namensvetter, der ging damals nach Wien und arbeitet dort als Künstler und Buchautor (u.a. ein Buch über Hochzeit -- im November 1988 heirateten Sabrine und ich). Milan lud uns in seine Wohnung ein. Die ganze Familie war beisammen. Es gab eine Schinkenplatte mit allen nur erdenklichen Spezialitäten der tschechischen Fleischerskunst, dazu gutes Pilsener Bier. Hier haben wir dann endlich Geld getauscht. Wir legten zusammen mit Milan unsere Reiseziele fest, da Milan durch die ganze Republik gereist war, um Fotos für seinen größten Auftraggeber, die Reiseagentur Čedok zu machen. Seine überwältigenden Kenntnisse der tschechischen Kultur kamen uns dabei sehr zu gute. Die folgenden Reiseziele legten wir mehr oder weniger unverbindlich fest: • Kladruby • Marienbad • Karlsbad • Cheb • Loket • Klášterec nad Ohří • Děčín • Prebischtor im Elbsandsteingebirge • Schrensko • Adersbach • Sedmihorky (die 2 VulkanBerge) • Liberec (letzter Campingplatz, zuvor sind wir an einem anderen Campingplatz nicht angenommen worden -- -als Deutsche) Er zeigte uns eine Auswahl seiner Panoramakameras. Die Wohnung lag an der Ausfallstraße rechts mit der Straßenbahn direkt erreichbar. Am Tag zuvor hatte ich versucht die Kirchenfenster im ...
Hradschin zu fotografieren -- am Tage. Milan gab mir den Rat dies in der blauen Stunde morgens oder abends zu wiederholen. Beim Besuch der Altstadt Prags kamen wir von der Schlossseite über die Karlsbrücke und gelangten auf der rechten Seite in eine Bierkneipe mit diversen dunklen Bierspezialitäten. Das Lokal war stark besucht, so dass wir uns an einen Tisch zu anderen Personen setzten. Wir hörten die Nachbarn in uns unbekannten slawischen Sprachen miteinander sprechen. Im Hintergrund spielte ein stark abgenudeltes Tape mit westlichen Sounds. Bei dem Einsatz „Teachers leave us kids alone" von Pink Floyds Rockoper „The Wall" stimmten alle am Tisch plötzlich mit dem Einsatz des Titelgesangs unabgesprochen, jedoch wie auf ein Kommando mit ein. Nachdem der Song beendet war, schienen das Eis und die Sprachbarriere zwischen den Tischnachbarn gebrochen und wir unterhielten uns auf Englisch miteinander. Wir erfuhren, dass die meisten am Tisch mit uns sitzenden Personen aus Russland, genauer aus Lettland, genauer aus Riga stammten. Fast alle waren gut ausgebildete Akademiker und hatten Musik als Hobby, die meisten davon spielten in einer Band, die die Musik der Scorpions coverte. Die Scorpions waren neben Pink Floyd und den Beatles bei ihnen sehr beliebt. Selbstverständlich hatten die meisten von Ihnen das Heim voll mit Devotionalien ihrer beliebtesten Bands und besuchten regelmäßig deren Konzerte, soweit dies im Osten möglich war. Budapest war einer der Orte, in denen sich damals oft ...