1. Anita und wir Episode 09.2


    Datum: 08.07.2019, Kategorien: Erstes Mal Autor: byPhiroEpsilon

    abzulenken, aber bei Jessica wusste man ja nie. Ich blickte in Anitas Gesicht. "Nein. Ich denke, Dorothea hat völlig Recht. Das alles —" ich wies auf den riesigen Fernseher im Wohnzimmer der deVilles "— ist viel zu zielstrebig, um ein erster zufälliger Flirt zu sein." "Na", meinte sie, "dann bereite dich schon mal geistig auf deine Entjungferung vor." Ich holte tief Luft. Mussten die denn alle so geradeheraus sein? "Wir sind über das Wochenende mit Schuppachs weg", fuhr Thomas fort. "Ihr habt das ganze Haus für euch." Er brauchte es nicht zu sagen. Die vier Elternteile würden das Wochenende in einem Bungalow verbringen, der auch so weit von anderen weg stand, dass keiner mitbekam wie sie kreuzweise miteinander Sex hatten. Weniger als eine Woche hatte es gedauert, um einen braven katholischen jungen Mann so weit zu bringen, dass er all das für fast normal hielt. Bei uns im Dorf? Unmöglich. Alle würden sich die Mäuler zerreißen. Dass Georg und Janina in wilder Ehe beisammen wohnten, wurde zähneknirschend toleriert, weil er der Huberbauer war und die beiden sofort heiraten wollte, sobald sie achtzehn war — und falls sie genug Geld hatten. Da fiel mir etwas ein. "Wenn ich verliere", sagte ich zu Thomas, "könntet ihr ja eure Reklamehochzeit mit meinem Bruder durchziehen. Die könnten das Geld und die Publicity brauchen. Der Hof wirft nicht wirklich viel ab." "Abgemacht", gab er ohne Zögern zurück. "Und falls du gewinnst, richten wir eine Doppelhochzeit aus." Ich holte tief Luft. ...
     "Das ist bestimmt nicht nötig. Ich weiß inzwischen nicht mehr, was ich die ganzen Jahre in Johanna gesehen habe. Sie war zu mir nie so freundlich wie zu Max." "Dann such dir eine andere", meinte Anita. "Es gibt in eurem Dorf doch bestimmt noch mehr unverheiratete Frauen in deinem Alter." Mir fiel da auf Anhieb nur eine ein, und die wohnte nicht in unserem Dorf. Aber vielleicht sollte ich Sanne tatsächlich mal wieder anrufen, wenn ich zurück war. Mal einen Abend mit ihr, Tobias, Georg und den anderen Kumpels und ihren Frauen, das wäre doch was. Okay, das war gestern Nachmittag. Gestern Abend gab es dann technische Probleme mit der Übertragung, so dass wir den Abend statt am Fernseher mit Biertrinken und Plaudern verbrachten. Mit den Schuppachs, und allen vier deVilles. Wenn mir jemals jemand gesagt hätte, dass ich irgendwann mal mit einem Multimillionär, der beinahe mein Vater geworden wäre, völlig unbekleidet zusammensitzen und über Biersorten diskutieren würde, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Thomas war viel weniger ein Reicher-Mann-Typ als Vinzenz Aumann, der mein Schwiegervater hätte werden sollen. Anita trank zwar alten irischen Whiskey, aber Bernd, Thomas und ich Bier aus dem nächsten Supermarkt. Zum Abendessen gab es Schweinshaxe mit Kraut ganz ohne Kaviar oder Trüffel, zwar von einer sauteuren Robotküche gekocht, aber da kam man wohl nicht herum, wenn man sie schon selbst herstellte. Alles in Allem: ein stinknormaler Familienabend, nur völlig ohne Klamotten. Und ...
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