1. Liebe Tod und Neuanfang 02


    Datum: 18.06.2019, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byAldebaran66

    Nicht wie heute mit Kreide für die Straße, die es heute zu kaufen gab. Das gab es noch gar nicht. Dazu suchten wir in den Gärten meiner und ihrer Eltern und waren immer wieder glücklich, wenn wir zum Beispiel ein Stück von einem Klinkerstein fanden. Dieser rot gebrannte Tonstein behielt auch auf der Straße seine Farbe und setzte sich dementsprechend gut ab. Immer mehr Erinnerungen wurden von uns abwechselnd aus den hintersten Winkeln unseres Gehirns geöffnet. Ab und zu schliefen wir am Wochenende bei dem anderen. Dazu packte man sich seine Decke und das Kopfkissen ein und war für die Nacht gerüstet. Am tollsten wurde es, als meine kleine Freundin ihren ersten Fernseher bekam. Ich selber hatte leider keinen und war deswegen etwas neidisch. Wenn ihre Eltern dann schliefen, machten wir heimlich den Fernseher ganz leise an, um uns die Sendungen anzusehen, die eigentlich nicht für uns gedacht waren. Gut, es gab nur drei Sender, aber das reichte trotzdem, um ab und zu etwas zu sehen, was interessant war. Leider hatte das manchmal die Auswirkungen, dass man danach erst recht nicht mehr schlafen konnte. Sicher, die Horrorfilme und Krimis der Zeit waren nicht das, was man heute kennt, aber zu der Zeit reichte es für Kinder aus, ihnen den Schlaf zu rauben. Trotzdem musste man es sich antun. Man musste doch beweisen, dass man keine Angst hatte, so wie Babys. Man war schließlich schon alt genug. Zumindest nach außen. In einem drinnen sah es anders aus. Man blieb die halbe Nacht wach, ...
     weil man glaubte, dass gleich ein Monster durch die Tür kam. Silvia und ich lachten darüber. Besonders als wir entdeckten, dass es uns beiden gleich ergangen war. Zu der Zeit hätten wir es niemals zugegeben. Ich weiß noch, als meine Eltern einmal weggefahren waren und ich alleine im Haus war, musste ich mich unbedingt zum Fernseher schleichen, um zu schauen. Der Film der lief ließ mich später bei voller Beleuchtung auf meinem Bett sitzen und um mich schauen, ob dort nicht etwas kam. Soweit ich es noch weiß, ging es um eine Vogelspinne und ich erwartete jede Minute, dass eine davon auf mein Bett kroch. Teil 6 Während Silvia und ich in Erinnerungen schwelgten, bekamen wir Durst und ich kredenzte ihr einen tiefdunklen Roten aus Frankreich. Beim ersten Mal, als wir uns getroffen hatten, hatte ich herausbekommen, dass sie diesen am liebsten mochte. Sie nahm ihn dankend an und ich goss die blutrote Flüssigkeit ein. Silvia setzte den Glasrand an ihre Lippen an und nahm einen kleinen Schluck. Er musste ihrem Geschmack entsprochen haben, denn sie leckte sich über die Lippen und ein Leises: „Mmmmhhhh!" kam hörbar aus ihrem Mund. Dann unterhielten wir uns weiter, während wir beide immer wieder einen Schluck nahmen. Nur eine Stunde später war die Flasche leer. Aber das machte nichts, denn ich hatte keine Kosten gescheut und gleich eine ganze Kiste mit sechs Flaschen erstanden. Unsere Unterhaltung wurde dementsprechend lockerer und unsere Gehirne gaben noch mehr frei, als sie vielleicht ...
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