1. Xara, die Kriegerprinzessin


    Datum: 03.11.2017, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie, Autor: bykeinAutor

    ihrer Hüfte hing. Überrascht sah sie, dass eine Tür einen Spalt breit offen stand, die sonst immer fest verschlossen gewesen war. Serene hatte erklärt, dass sich auf dieser Etage ihre Labors befanden, und war sehr bestimmt darin gewesen, dass Xara nie und unter keinen Umständen diese betreten dürfte. Es sei denn, sie würde es ausdrücklich erlauben. Leises Murmeln drang durch den Spalt an Xaras Ohren. Schattengleich näherte sie sich dessen Quelle. Sie konnte nicht genau verstehen, was die leise Stimme sagte; es waren definitiv keine Worte einer Sprache, die Xara beherrschte. Auf dem letzten Meter drückte sie sich eng an die Wand und schob sich vorsichtig voran. Ein schwacher Geruch wehte heran, weitgehend überdeckt von Weihrauch. Die meisten Menschen hätten ihn nicht bemerkt oder erkannt. Xara aber würde diesen Geruch immer wieder erkennen, seit sie ihre erste Schlacht überlebt hatte. Geronnenes Blut! Ein schneller Blick in den Raum genügte ihr, um einen ersten Eindruck zu bekommen. Weder einen Feind noch irgendeine sonstige Bedrohung konnte sie entdecken, so dass die Anspannung teilweise von Xara abfiel und sie sich gestattete, die Situation ausführlicher zu beobachten. Serene saß mit geschlossenen Augen im Schneidersitz auf dem Boden, vor sich mehrere Kerzen, und rezitierte leise in einer unbekannten Sprache. Sie war so in ihre Tätigkeit versunken, dass sie die Beobachterin nicht bemerkte. Die Zauberin trug ihre gewohnte schwarze Robe aus fließender Seide. Doch sie hatte das ...
     Oberteil abgestreift und bis zur Hüfte hinab fallen lassen, so dass ihre Schultern, Arme, Brust und Bauch nur durch ihr langes, schwarzes, bis zum Nabel fallendes Haar bedeckt waren. Ihre weiße Haut, die sie nie der Sonne aussetzte, wirkte in dem schwachen, flackernden Licht noch bleicher als gewöhnlich. Xara wusste nicht, wie alt Serene war. Sie erinnerte sich aber an Geschichten über die mächtige Hexe, die sie schon als Kind gehört hatte. Und damals waren diese Geschichten nicht mehr neu gewesen. Wenn man sie heute allerdings nebeneinander sehen würde, Serene und Xara, hielte jedermann die Kriegerin für die Ältere, und das nicht nur, weil sie eineinhalb Köpfe größer war und doppelt so breite Schultern hatte. Die Magie hielt den Körper offensichtlich jung. Der Raum war groß. Er nahm vermutlich, wenn man vom Treppenhaus absah, das gesamte Stockwerk ein. Seine Decke war mehr als doppelt so hoch, als in einem gewöhnlichen Zimmer. Für seine Ausmaße war er mehr als spärlich eingerichtet. In dem Ausschnitt, den Xara überblicken konnte, stand als einziges Möbelstück ein großer, breiter Arbeitstisch, auf dem mehrere Papierrollen lagen. Xara beschloss, weiter zu gehen und so zu tun, als habe sie nichts gehört oder gesehen. Zwar hatte sie im wörtlichen Sinn nicht gegen das Verbot verstoßen, die Räume zu betreten. Doch erschien es ihr doch irgendwie falsch, Serene im Geheimen beobachtet zu haben. Und es wäre ihr lieber, sich nicht dafür rechtfertigen zu müssen. Sie musste noch mehrere ...
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