1. Die Nanny


    Datum: 18.05.2019, Kategorien: Romantisch Autor: Freudenspender

    funktioniert. "Hallo, das Essen ist fast fertig. Wisst Ihr, wo Sofie steckt?" "Ja, sie ist in ihrem Zimmer und macht Mathe-Hausaufgaben. Ich schau nach ihr und sag´ ihr, dass sie zum Essen kommen soll. Jo, Händewaschen und dann treffen wir uns im Esszimmer. Ok?", antwortet Vera. "Ja, super, bis gleich.", antwortet Jo zu meiner Überraschung ohne jedes Murren. "Und wie gefällt Dir Vera?", frage ich Jo, nachdem diese weg ist. "Mann, die ist so was von cool. Endlich jemand, der etwas von den wichtigen Dingen im Leben versteht.", meint er kurz und läuft ebenfalls ins Haus. Wann habe ich das letzte Mal Jo so begeistert von etwas oder jemandem gesehen? Ich glaube, das ist schon ewig her. Nun ja, Vera überzeugt mich immer mehr. Sie scheint tatsächlich einen besseren Draht zu den Kindern zu haben, als wir - wie hat sie uns genannt? - wir älteren Semester. Wie ich so im Esszimmer sitze, kommt wenig später Jo mit frisch gewaschenen Händen. Er ist recht gut gelaunt und haucht mir sogar einen Kuss auf die Wange. "Das ist genial. So wie Du mir die Aufgaben erklärt hast, waren die ganz einfach. Das hätte ich nie gedacht.", höre ich gleichzeitig Sofie vom Flur her. "Du wirst sehen, Mathe ist nicht so schlimm. Bei mir hat sich auch immer erst der Knopf lösen müssen. Und wenn Du jetzt das geschafft hast, dann schaffst Du das andere ganz locker. Du wirst schon sehen.", höre ich Vera. Die beiden sind wie beste Freundinnen. Als sie sich zum Tisch setzen, grüßt Vera mich und Jo freundlich und ...
     Sofie folgt ihrem Beispiel. Hey, da ziehen ja endlich Manieren ins Haus ein. Während des Essens entwickelt sich ein Gespräch über alles Mögliche. Vera beteiligt sich lebhaft daran und ich habe abschnittsweise das Gefühl, sie versteht sich besser mit den Kindern, als mit mir. Für einen kurzen Moment kommt deshalb fast so etwas wie Eifersucht in mir auf, die ich aber mit einem Lächeln gleich wieder vertreibe. Wäre ja noch schöner, ich eifersüchtig auf meine Kinder! Das hätte mir noch gefehlt. Aber trotzdem, es ist kaum zu glauben, dass Vera erst heute am frühen Nachmittag zum ersten Mal vor unserer Haustür stand. Keine Scheu, keine Zurückhaltung, sie ist mit einer solchen Lockerheit mitten im Geschehen. Aber nicht, dass sie sich in den Vordergrund spielt oder sich in den Mittelpunkt drängt. Nein, sie ist einfach dabei, als ob das immer schon so gewesen wäre. Und die Kinder mögen sie. Das ist nicht zu übersehen. Vera lässt sich nach dem Essen von den Kindern sagen, wann sie aufstehen, was sie gerne zum Frühstück essen und wie der Morgen so organisiert ist. Warum hat sie mich das nicht gefragt? Warum will sie das von den Kindern wissen? Wie ich aber sehe, mit welchem Eifer die Kinder ihr das erzählen, glaube ich, verstanden zu haben. Sie behandelt die Kinder als eigenständige Persönlichkeiten. Es wird nicht mehr über sie bestimmt, sie sagen selbst, was die Notwendigkeiten sind. "Vera, bringst Du uns morgen in die Schule?", prescht plötzlich Sofie vor. "Au ja, das wäre super.", ...
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