Eine Romanze - Ich lerne Florian kennen und verliere beim Schach
Datum: 05.09.2017,
Kategorien:
1 auf 1,
Autor: Marvin
Eigentlich war ich immer noch sauer. Ziemlich sauer sogar, was ja eine miserable Grundbedingung für eine Party ist. Lisa hatte mich versetzt, dabei wollten wir nach so langer Zeit mal wieder einen Mädchenabend machen. Genau genommen wusste eh keine von uns, woran es die letzten Monate gelegen hatte, dass wir uns wenig sahen und gar nicht zum Feiern gekommen sind. Klar, sie hatte zwischendurch einen Freund (und einen Lover. Gleichzeitig!), wir hatten beide mit dem Studium ausreichend zu tun und ja: ich war die letzten Monate viel mit meinem Sport beschäftigt. Meine Leidenschaft zum Squash hatte sich stark intensiviert, seit ich für mich etwas überraschend als Ersatzspielerin in der Regionalliga eingesetzt wurde. Da das sehr erfolgreich war, wurde ich anschließend öfter gefragt und intensivierte auch mein Trainingspensum, ehrgeizig wie ich bin. Trotzdem sollte es jungen Frauen mit Mitte 20 doch möglich sein, jahrelange Freundschaften intensiver zu pflegen. Die regelmäßigen Telefonate waren kein angemessener Ersatz. Und nun sagte mir Lisa so kurzfristig ab, weil sie am Vorabend einen echt süßen Maschbauer kennengelernt hatte und chronisch untervögelt war, wie sie mir sagte. Mist halt. Obwohl ich das Argument durchaus nachvollziehen konnte: ich hätte auch mal wieder große Lust auf ein kleines sexuelles Abenteuer gehabt. Nun stand ich vor der Wahl, die Party auch zu schmeißen und mich schmollend vor Netflix zurück zu ziehen oder eben völlig ergebnisoffen und allein auf die Party ...
zu gehen, von der ich zudem sehr wenig wusste. Wie gesagt: ich war sauer, wollte aber die Chance ergreifen, etwas für mich sehr Ungewöhnliches zu tun und mich in kratzbürstiger Stimmung unter einen Haufen mir Unbekannter zu mischen. Vielleicht konnte ich ja wenigstens als abgespeckte Version des Partycrashers fungieren, das wollte ich schon lange mal machen. Angekommen stellte ich fest, dass mir die meisten Leute überraschend sympathisch vorkamen. Einige Leute kannte ich sogar vom Sehen. Da war die kleine Brünette, der ich sowohl in der Uni als auch im Schwimmbad schon über den Weg gelaufen war und die eine gewisse Faszination auf mich ausübte. Mehrere Jungs kannte ich von verschiedenen früheren Gelegenheiten, einige wenige sogar mit Namen. Auf den ersten Blick erkannte ich Niemanden, mit dem ich mich unbedingt sofort anlegen wollte, was meinem Plan widersprach. Aber das konnte ja noch kommen. Ein paar Ansatzpunkte gab es aber doch: Das Buffet war sehr gut organisiert und vollumfassend, es wurde offensichtlich auf Ernährungsaspekte geachtet, der Großteil war vegetarisch. Auch die Veganer wurden berücksichtigt und alle speisen waren für die Lactose- und Glutenunverträglichkeiten gekennzeichnet. Alles in allem also extrem spießig und einer Gartenparty unserer Elterngeneration angemessen, aber doch nicht meiner Generation. Das Bier gab es nur in 0,5l-Flaschen und war nicht gut gekühlt, obwohl es in der WG sogar eine Badewanne gab, die ja wohl heute keine andere Anwendung finden ...