Wahlverwandschaften Teil 03
Datum: 18.03.2019,
Kategorien:
Transen
Autor: byGesa
würde. DER ABEND Allein in meiner Wohnung werde ich wieder ruhiger. Die Prioritäten sind doch eigentlich ziemlich klar. Ich muss zumindest die nächsten drei Wochen gut überstehen, um einigermaßen heil aus dem ganzen Schlamassel herauszukommen. Dafür muss Marion ihr Schweigen bewahren. Also werde ich ihr heute keinen Anlass zur Klage geben. Ich habe keine andere Wahl. Ich trinke ein Tee und ruhe mich aus. Es wird bald Abend und ich muss mich vorbereiten. Was wollte sie haben - eine kleine Süße? Also eher den jüngeren Aspekt betonen. Ich glaube es einfach nicht, dass ich das alles so als gegeben hinnehme, aber was bleibt mir anderes übrig? Ich krame in meiner Kommode, bis ich ein älteres Unterwäscheset finde, das ich schon lange nicht mehr benutzt habe, weil es so ausgesprochen zart und mädchenhaft schüchtern wirkt. Es ist zartrosafarben, die Art von süßer Farbe, die im Zusammenhang mit den bestickten Säumen am vollen Slip schon an Kitsch grenzt. Ich lege es zusammen mit einer dunklen, transparenten Strumpfhose und weißen Sandalen mit mittelhohem Absatz heraus. Dann wähle ich eine weiße Bluse mit Spitzenapplikationen und tauche in die Box, die ich eigentlich für das Wegwerfen von Klamotten vorgesehen habe und fische einen Plisseerock in marineblau heraus. Ja, ich tue mich schwer mit Wegwerfen. Dann verschwinde ich schnell unter der Dusche, bevor ich es mir noch anders überlegen kann. Nach dem Anziehen betrachte ich mich im Spiegel. Die Kombination von Spitzenbluse und dem ...
kurzen Faltenrock, der ungefähr auf der Mitte meiner Oberschenkel endet, wirkt doch sehr ‚girlie'. Das entspricht nicht meinem Bild von mir. In meiner alten Firma wäre das für eine studentische, junge Praktikantin durchgegangen, aber nicht für eine Frau, die Abteilungsleiterin werden will. So ein Plisseerock würde allerdings Chris gut stehen, denke ich noch. Da klickt es bei mir. Genau das hat Marion wohl gemeint, als sie meinte, ich wüsste schon, was ihr gefallen würde. Na schön, dann vollende ich den Eindruck eben noch, wenn es der guten Sache - dem Schweigen von Marion - dient. Ich frisiere mir einen Pony mit meinen kurzen schwarzen Haaren und lege kleine silberne Ohrringe an. Ich wähle auch ein entsprechendes frühlingshaftes Parfum mit einer zarten Lavendelnote, dass ich eigentlich mal als Geschenk für die Tochter einer Freundin gedacht hatte. Zu guter Letzt benutze ich einen pinkfarbenen Lippenstift und bewaffne mich mit einer kleinen Handtasche aus Denim. Marion ruft auf meinem Firmenhandy an. Ich soll unten an der Straße auf sie warten. Ich öffnete die Haustür einen klitzekleinen Spalt, um sicher zu gehen, dass niemand im Treppenhaus ist und stehle mich dann aus dem Haus heraus. Ich gehe die Straße 100 Meter herunter und warte dann geduldig in der noch warmen Nachmittagssonne. Ich mache große Augen, als ein Mercedes-Cabrio am Straßenrand hält und Marion mir zuwinkt, als sie aussteigt, um mich zu begrüßen. Sie ist in einem engen, wadenlangen Hosenrock aus schokoladenbraunem ...