Lavendel duftet nicht nur blau - Teil 1: die Reise
Datum: 16.12.2018,
Kategorien:
Romantisch
Autor: Anna B.
auszuprobieren - einfach, weil schon nach wenigen Wochen alles klar war. Es war eine rauschende, jedoch sehr konservative Hochzeit. Böse Zungen hätten behauptet, mit allen Klischees: weißes Brautkleid, Kutsche, verträumtes Kirchlein auf dem Land, große Familie, viele Freundinnen, Kollegen, Bekannte und Verwandte, üppiges Festessen, viel Alkohol ...- aber kaum Zeit, all das Geschehen auch nur einen Augenblick gemeinsam in Ruhe zu genießen. So schnell der Hochzeitstag gekommen war, so rasch huschte er vorüber. Für eine Hochzeitsreise reichte es aus geschäftlichen Gründen bei Roman nicht. Und so waren denn beide eines Tages verheiratet, wohnten sie gemeinsam in einer großen Stadtwohnung - die auch noch eingerichtet werden musste - und bemühten sie sich, ihre etwas unbeholfene Verliebtheit im Alltag zu festigen. Auch hatten sie bereits die ersten kleinen Frustrationen in sich hineingefressen und einen lautstarken Krach durchlitten, der sich in einer zärtlichen Versöhnung auflöste. Und jetzt, endlich, brachen ihre ersten gemeinsamen Ferien an. Vier Wochen Provence, nur zu zweit, im südfranzösischen Bauernhaus von Romans bestem Freund. Endlich Zeit füreinander - ohne die Nebengeräusche des Alltags. Anna räkelte sich bequem im Autositz und summte leise vor sich hin. Von Zeit zu Zeit warf Roman einen liebevollen Blick auf seine Frau. Er freute sich ebenso sehr auf die vier Wochen Ruhe, auf vier Wochen nur für Anna da sein, sich gemeinsam zu erleben und endlich richtig zu entdecken. ...
Ein leichter Schauer elektrisierte Annas Körper. Roman legte leicht wie ein Schmetterling seine Hand auf ihr Knie, nur kurz und wie ein Hauch. Diese Berührung genügte, um Anna schlagartig zu verzaubern. Sie liebkoste den am Steuer sitzenden Roman mit einem Antwortblick voller Sehnsucht, den Roman kurz mit seinem lieben Lächeln erwiderte, bevor er sich wieder auf den Verkehr konzentrieren musste. Die Gänsehaut auf Anna Oberschenkel hielt noch eine ganze Weile an, ein feines Kribbeln im Bauch übernahm das Signal und versetzte Anna in eine eigenartige, scheue Erregung. «Seltsam», dachte sie, «so kenne ich Romans Berührungen gar nicht. » Und sie fragte sich, warum sie dieses seltsame Gefühl erst heute so richtig wahrnahm. Es war neu für sie; neu zusammen mit einem Mann. Natürlich liebt sie Roman über alles. Er ist der Mann ihrer Träume - so, wie sie sich ihn schon als junges Mädchen irgendwie vorgestellt hatte: groß, schlank, gut gebaut, aber kein Muskelprotz, ein charaktervolles Gesicht, aber kein Beau. Älter als sie, erfahrener, gelassener und eine Spur von Väterlichkeit - oder besser gesagt: der größere Bruder, der Kumpel. Komisch, das Thema Erotik, wie sie diese bisher kannte, hatte bei allen diesen Bildern eigentlich nirgends Platz. Überhaupt: Erotik, Sex - in Verbindung mit einem Mann hatten diese Begriffe für Anna eigentlich kaum einen dominierenden Stellenwert. Sicher: Das gehörte in einer Ehe dazu, etwa so, wie die Möbel in eine Wohnung; aber nicht der Himmel auf Erden, ...