1. Ficken für Plastik (von Amélie von Tharach)


    Datum: 11.12.2018, Kategorien: Sex Humor Fetisch Hardcore, Autor: AmelieTharach

    „Die Gedanken sind frei …“ klingt sanft in meinen Ohren. Ein kleines Gedrängel macht mich neugierig, und vor meinem Lieblingsschuhladen sehe ich einen Ständer.„Fuck for Plastics“ schreit mich geradezu an.„Ficken für Plastik?“Jetzt erst erkenne ich die neue Frühjahrskollektion mit voll coolen Flips, die nicht floppen werden, weil darüber ein auffälliges Sc***d angebracht ist. Was will man mir „Fuck for Plastics“ sagen?Nachdenklich stöckel ich über das Kopfsteinpflaster, und ärgere mich über die sorgfältig restaurierte Altstadt und meine verschrammten Pumps. Nebenan (im Buchladen) steht Liesbeth (meine Lieblingsbuchhalterin und beste Freundin) am Fenster und beobachtet trübsinnig das Treiben, und ihre preisreduzierten Tassen, Gläser und Teller mit lustigen Sprüchen und historischen Stadtmotiven.Ich stelle mich daneben und frage: „Was ist denn da los?“„Siehst du doch“ ist Liesbeths patzige Antwort, und meine Phantasie beginnt sich zu bewegen. Sind Gummilatschen in Fetischkreisen jetzt in? Sind die Rosettenroten die Must-Haves, die ich jetzt zum Leben und Überleben brauche, und locken meine sündteuren 13 Zentimeter-High-Heels nicht mal mehr übergewichtige Aufreißer aus den Provinzen an? Bin ich Mega-Out?Ich spüre mit jeder Faser meines Körpers, dass ich ohne die quietschbunten Dinger nicht mehr leben kann.Dann sehe ich Liesbeth, und mir fällt ein, dass es höhere Ziele im Leben gibt. Nicht mir und meinen Lüsten, der notleidenden Buchbranche muss geholfen werden. Dennoch sind meine ...
     Zweifel noch stark. Ich frage mich, was Freiheit bedeutet, wo Freiheit anfängt, und wo der Freiheit meterhohe Grenzpfosten vor die vorlauten Mäuler gesetzt werden müssen?Aber ist Literatur nicht auch ein Stück Befreiung? Zauselige, chinesische Dissidenten machen das doch vor. Die sprechen das aus, was sie bewegt, und werden weltberühmt. Setzt literarische Freiheit die Kunst und das Können voraus, das zu ignorieren, was mich manipulieren, gängeln und einsperren will?Wenn fickende Badelatschen die Menschen anzieht, wie Pflaumenkuchen die Bienen, dann wird das auch in anderen Lebensbereichen funktionieren - hundertprozentig.Meine Gedanken sind frei und meine Phantasie kennt keine Grenzen, aber mein Verhalten kann man mit einer weißgefleckten Maus im ungeölten Tret-Rädchen vergleichen. Nicht nur meinen Leserinnen und Lesern geht es so und nicht anders. Auch ich lebe in einem gut abgesicherten Käfig der Konventionen.Manchmal rümpfe ich provozierend mein Näschen. Ich freue mich wie ein Kind beim Anblick eines bunten Lutschers mit Himbeergeschmack. Mein Herz hüpft wenn ich ein nettes Kompliment bekomme, auch wenn mein Verstand sagt, dass das frech gelogen ist. Und ich fühle mich ins finstere Rechtfertigungseckchen gedrängt, wenn ich anecke, nicht den Erwartungen der Latte-macchiato-Mütter und deren genormten Gutmänner aus meinem näheren und weiteren Bekanntenkreis entspreche, und nicht so funktioniere, wie man es von mir erwartet.Warum soll ich die Tatsachen wegdiskutieren? Ich bin ...
«1234»