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Lektionen 6
Datum: 04.09.2017, Kategorien: Betagt, Autor: byepsylon
Lektionen 6 Die Schultage liefen dahin. Angefüllt mit der ewigen Routine des Gemeinschaftslebens eines Internats und den Pflichten dem Unterricht zu folgen. George und Arthur begegneten dieser phantasielosen Langeweile mit dem Verschlingen von Literatur, der weder ihre Lehrer noch das britische Empire gewogen waren. Außerhalb philosophischer Zirkel und der Royal Society galten die Philosophien Descartes, die Ideen von Gleichbehandlung und Gleichheit unter den Rassen als etwas aufrührerisches. Es passte nicht in das Bild der guten Kreise sich allzu Öffentlich mit kritischen Themen auseinander zu setzen. George und Arthur verschlangen alles Lesbare und war es noch so abwegig, grotesk oder anrüchig und lenkten sich damit ab von der Tristesse des Alltags. Ihre Ausschweifungen mit den Frauen der Lehrer vertrauten sie nicht mal dem Pfarrer in der Beichte an. So blieb ihnen nichts anderes übrig als in Erinnerung zu schwelgen und auf die nächste Nachricht von Charlotte zu warten. Die kleine Schottin erschien immer wieder auf dem Internatsgelände, lächelte den beiden mit gespielter Scheu zu, wippte verführerisch mit ihren Hüften und verschwand wieder im Nebel der Küste. Die spielerisch zur Schau getragene Geilheit Charlottes verfehlte nie ihre Wirkung auf die beiden jungen Männer und so kam es, dass sie häufiger die Waschräume aufsuchten als sonst um sich Erleichterung zu verschaffen. Eines Abends nach dem Abendgebet fing Charlotte die Beiden an der Kapellentür ab und drückte George ...
einen Zettel in die Hand, sah sich kurz um und küsste Arthur auf die Wange. Dann verschwand sie wieder in der Dämmerung. George betrachtete den Zettel und seufzte: „Jetzt muss ich schon den Laufburschen für Mrs. Hunting spielen. Ich soll morgen ein Paket im Kolonialwarenladen abholen, Allein!" Arthur hob die Augenbrauen: „Allein? Was soll das werden? Na gut, ich muss mich auf Latein vorbereiten, da kann ich die Zeit ja nutzen. Und du kannst die Gelegenheit nutzen und unsere Schulden begleichen!" Der Kolonialwarenladen im Ort war für die Schüler des Colleges die einzige Möglichkeit der eintönigen Schulküche etwas Schmackhaftes hinzuzufügen und daher ein beliebter Ort im Dorf, in dem es sonst nichts gab, was für Schüler von Interesse war. Da die Schüler zwar immer knapp bei Kasse waren, die Schule jedoch darauf achtete, dass Schulden auch beglichen wurden, hatte der Inhaber des Ladens Mr. Dunn nichts gegen das „Anschreiben" einzuwenden. Er konnte sich darauf verlassen, dass die House-Master dafür sorgten, dass die Schulden beglichen wurden. Nach dem Nachmittagstee machte sich George auf um in den Ort zu gehen. Leichter Nieselregen setzte ein und George zog seine Schulmütze tiefer in die Stirn. Von der letzten Wegbiegung konnte man an klaren Tagen die Dorfkirche erblicken. Heute verschwand sie hinter Nieselregen und Dämmerlicht. George öffnete die Tür zu dem kleinen Laden und stand in einer anderen Welt. Der Geruch im Verkaufsraum betörte schon seit je her seine feine Nase. Es ...