1. Lektionen 7


    Datum: 02.10.2018, Kategorien: Betagt, Autor: byepsylon

    Am Anfang der Sommerferien stand wie immer der Abschied. Der Abschied von den Mooren, den schroffen Felsen an der Irischen See und von den großen Gemeinschaftsräumen der Schule. Freunde stiegen in die Kutschen, einige wenige wurden von Fahrern in Uniformen mit weißen Handschuhen und glitzernden Knöpfen an den Jacken mit einer großen Kutsche abgeholt, die meisten jedoch wurden von kleineren Kutschen der Schule oder örtlicher Fuhrunternehmer zum Bahnhof gebracht. George und Arthur betrachteten das aufgeregte Treiben der unteren Klassen. Sie selbst waren in früheren Jahren von Tanten, Onkeln oder Hausbediensteten mit Kutschen abgeholt worden um die Zeit der Ferien bei ihren Familien zu verbringen. Die Szenen wiederholten sich. Aufgeregte, rotgesichtige Tanten in bauschigen Kleidern stiegen aus und wurden fast umgerannt vom Ansturm ihrer Neffen. Schmetterlingssammlungen und Zeugnisse, blaue Flecke und die neusten Erlebnisse mussten sofort erzählt werden. Küsse wurden ausgetauscht und kaum eine Tante verlor zu erwähnen wie groß doch der Neffe geworden ist und welche Ähnlichkeit zum Vater besteht. George und Arthur ließen sich Zeit. Sie wurden nicht abgeholt, keine Tante, kein Onkel oder Fahrer wartete ungeduldig auf das letzte Abschiedsritual und die leeren Versprechungen zu schreiben. Sie gehörten zu denen, die nicht wieder In diese Lehranstalt zurück kamen. Alt genug also, um alleine mit dem Zug zu fahren, alleine fünf Stunden durch Hochmoore und entlang der Küste in einem ...
     Waggon zu sitzen. Georges Eltern besaßen einen Landsitz in der Nähe von Bradford. Sein Vater war einer der reichsten Grubenbesitzer in der Gegend, aus einem alten Geschlecht von Großgrundbesitzern und Adelig seit der Zeit Heinrich VIII. Doch wie nicht viele andere Adelige hatte er es früh genug geschafft sich zu lösen von überkommenden Wirtschaftsvorstellungen und ist in die Industrie eingestiegen. Zur Familie gehörten noch eine Menge Tanten und Onkel, die nervenderweise natürlich in den Sommerferien Zeit fanden den Stammhalter George und seine ein Jahr ältere Schwester Elisabeth zu besuchen und dabei sehr auf die Etikette achteten, was darauf hinauslief, unbequeme Kleidung zu tragen und an langweiligen Teenachmittagen auf der Terrasse teilnehmen zu müssen. Arthurs Familie befand sich irgendwo im Nirgendwo des Britischen Empires. An irgendeiner gottverlassenen Station in Indien gab seine Mutter Feste zu Ehren irgendeines kleinen Fürsten, während Arthurs Vater mit dem Bruder des selben Fürsten Krieg führte. Auf Grund der Abwesenheit der Eltern wurde Arthur, während der Ferien, von Georges Familie seit Jahren schon auf dem Familiensitz verköstigt. Sie bestiegen einen kleinen Einspänner, der Regen, der den ganzen Morgen schon drohend über der Gegend lag, entlud sich und verwandelte augenblicklich die Auffahrt in ein Schlammloch. Tanten hasteten um ihre Schützlinge ins trockene zu bringen, Koffer wurden festgezurrt und mit Planen abgedeckt, Kutscher ließen die Peitschen knallen, hier ...
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