1. Der Schmied


    Datum: 06.10.2017, Kategorien: Sonstige, Autor: Aldebaran66

    oder auch angreifen. So verging ein Jahr und Einweiteres. Jetzt ging mir auch auf, was mein Vater und die anderen falsch gemacht hatten. Wenn ich jetzt ihre Waffen in der Hand hielt, ob eine Mistgabel, einen Dreschflegel oder sonst etwas, konnte ich damit umgehen. Sie hatten jetzt aus meiner Sicht gesehen wirklich keine Chance gehabt. Dabei wunderte mich wirklich, dass sie überhaupt jemanden erwischt hatten. Johannes meinte nur dazu, dass die eben zu dumm gewesen waren. Wer blind losstürmt, verliert ein Auge für das wesentliche oder eben sein Leben. Sein Motto war einfach. Kämpfe, wenn es sich zu kämpfen lohnt, wenn nicht, dann laufe, laufe schnell und weit. Helden sterben früh, darum sind es Helden. Andere sterben friedlich im Bett bei der Liebsten. Wenn er davon sprach, musste er immer grinsen. Etwa jedes viertel Jahr kam einmal ein Wagen, auf den wir die Holzkohle verluden. Johannes meinte nur, dass der Mann ein befreundeter Schmied war. Das er für die Kohle Geld bekam sah ich nie. Johannes brauchte anscheinend wirklich keines und war damit zufrieden, was er hatte. Das Einzige was er ab und zu bekam waren ein paar Bahnen Stoff aus denen Johannes entweder neue Kleidung herstellte oder Flicken für die alten herstellte. Der Schmied sah mich jedes Mal befremdlich an, sagte aber keinen Ton zu mir, wobei er auch mit Johannes nur wenige Worte wechselte. Trotzdem konnte man sehen, dass sie sich schon länger kannten. Sie verstanden sich auch ohne Worte. Die übrige Zeit blieben ...
     wir vollkommen alleine. Irgendwann, nach zwei Jahren schaffte ich es dann wirklich, Johannes das erste Mal in Bedrängnis zu bringen. Allerdings nur, weil ich unfair kämpfte. Er lachte auf einmal auf, denn es schien ihn zu amüsieren, dass ich mir die Freiheit genommen hatte. Es fiel mir erst jetzt auf, aber es war das erste Mal, solange ich hier war, dass Johannes überhaupt lachte und während meine simulierte Klinge an seinem Hals klebte, begann ich ebenfalls zu lachen. Das nutzte er aber so aus, dass er mir in die Weichteile trat. Als ich immer noch gekrümmt auf dem Boden lag und nach Luft jappste hielt er mir seine Hand hin und meinte. Ja, Martin, mehr kann ich dir nicht beibringen. Alles anders ist Übung. Pass aber auf, dass dir nicht zu oft jemand in die Eier tritt. Es tut weh und sieht nicht gut aus. Sei schneller, lade deinen Gegner nicht dazu ein, es kann die letzte Einladung sein! Damit zog er mich auf die Beine und wir gingen ins Haus zurück, während ich Stolz darauf war, dass Johannes mich das erste Mal Martin genannt hatte. Schon am nächsten Tag fragte mich Johannes: Wohin wirst du nun gehen? Ich wusste nicht, was er damit sagen wollte. Ich sah ihn etwas verständnislos an. Wie, wohin ich gehe! Martin!, setzte er an, du bist jung, du kannst nicht hier beleiben. Die Welt ist voller Dinge, die du gesehen haben musst. Voller Abenteuer und Gefahren. Ich habe dir die Möglichkeit gegeben, in der Welt nicht gleich überrollt zu werden. Du bist stark, klug und wirst ...
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