1. Der Junge aus Villamarano


    Datum: 07.06.2018, Kategorien: Schwule Autor: Hotfire

    schon wieder beruhigen. Tat sie nicht. Einige Kilometer weiter kochte mein Kühler. Ich hielt am Straßenrand, öffnete die Haube. Dampfte ganz schön. Ich habe mir geschworen, das nie mehr in meinem Leben zu tun. Ich nahm ein Handtuch aus meinem Gepäck und öffnete den Verschluß. Glücklicherweise klappte bei diesem Modell die Kühlerhaube nach vorn auf. Dadurch stand ich seitlich ziemlich entfernt. Eine ungeheure Fontäne kochenden Wassers ergoß sich über den Motor, spritzte teilweise bis übers Dach. Den Motor hatte ich sicherheitshalber laufen lassen. Nachfüllen aus dem Wasserkanister half nichts, das Kühlwasser blubberte nur so heraus. Verflucht. Die Zylinderkopfdichtung. Hatte ich wohl bei meiner Fahrt durch den Appenin verbrannt. Nun war sie undicht. Vor meinen Augen rasselte eine Registrierkasse. Neue Dichtung, Zylinderkopf planschleifen. In Deutschland mochte das wohl einige hundert Mark kosten. (Heute wohl über tausend, denn die Story spielt in der Mitte der 70er.) Carlo war hinter mich getreten, ich versuchte ihm die Panne zu erklären. Ich muss wohl sehr aufgeregt gewesen sein, denn er legte beruhigend die Hand auf meine Schulter. Er kannte eine naheliegende Werkstatt. Glücklicherweise ging es bergab. Ich lies den Wagen zeitweise ohne Motorbelastung rollen. Carlo zeigte mir den Weg. Im nächsten Dorf hielten wir vor einem kleinen Schuppen. Schien eine Mischung aus Dorfschmiede und Autowerkstatt zu sein. Der Inhaber freute sich über den neuen Kunden, Carlo verhandelte mit ...
     ihm. Ersatzteile gab es natürlich nicht, aber eine Fachwerkstatt in Avellino. Ich dachte nach. Bis dorthin Abschleppen, oder den Dorfschmied machen lassen? Abschleppen kostet auch Geld, und der schmierige Kerl hier hat sicher nicht so einen hohen Stundenlohn. Bis Morgen Abend, versprach er mir. Hoffentlich konnte ich es glauben. Ich schleppte meinen Koffer, Carlo führte mich zu einem Gasthaus, nur einige hundert Meter entfernt. Ein Doppelzimmer, sogar mit Dusche. Hatte ich in dieser Gegend nicht erwartet. Es waren gut zehn Kilometer bis in Carlos Heimatort, kein größeres Problem für ihn, nach Hause zu kommen. Ich dachte darüber nach, wie ich ihn dazu bringen konnte, bei mir zu bleiben, das Doppelbett war breit genug. Ich schmiedete allerlei Pläne, verwarf sie wieder. Ich packte meinen Koffer aus, belegte die Hälfte des Betts mit meinen Sachen. Wie selbstverständlich setzte sich der Bursche auf die andere Seite, testete die Matratze. Sollte das bedeuten, dass er hier bleiben wollte? Anscheinend ja, denn nun legte er sich auf das Bett, beobachtete, wie ich meine Handtücher sortierte. Nachdenklich verschwand ich mit einem Handtuch ins Badezimmer, spülte unter der Dusche den Ärger über die Autopanne von meiner Seele, ertappte mich dabei, wie ich ein Liedchen trällerte. Erfrischt trat ich wieder ins Zimmer. Ach, du liebe Zeit. Carlo hatte in meinen Sachen gestöbert, hatte genau das Magazin entdeckt, das ich in Bari aus Neugier an einem Kiosk erstanden hatte. Ein eindeutiges Magazin, ...
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