Der Klavierhocker -- Teil 05
Datum: 12.05.2018,
Kategorien:
Transen
Autor: byGesa
entsprechenden Löcher in meinen Ohrläppchen. Wie sollte ich damit umgehen? Als ich aus dem Haus ging, hatte ich eine Idee dazu. Ich stattete zunächst einer Apotheke einen Besuch ab und besorgte mir ein Pflaster, das ich auf mein rechtes Ohrläppchen klebte. Dann ging ich zu einem kleinen Juweliergeschäft und kaufte einen silbernen Stecker, den ich im linken Ohrläppchen einsetzte. Das ließ nur noch den Verlobungsring als Thema übrig. Ich war vielleicht für die Ohrhänger zu feige, aber zu dem Ring würde ich stehen. Jedenfalls als Zeichen der Verbindung -- ich musste ja nicht gleich sagen, dass es ein Verlobungsring war. Natürlich war es klar, dass mein konservativer Vater sofort auf den Ohrstecker ansprang: „Was ist das denn, Daniel? Machst Du es jetzt mit dem Ohrstecker den Schwulen nach? Und was mit Deinem anderen Ohr passiert?" Für das andere Ohrläppchen hatte ich die schnelle Ausrede, dass ich dort einen Dorn von einem Brombeerstrauch abbekommen hatte. Er schaute noch etwas ungehalten, aber ergab sich mit der Erklärung zufrieden, dass Ohrstecker inzwischen modern seien. Dann zog er die Augenbrauen erneut hoch: „Daniel, hast Du nicht nur einen Ohrstecker, sondern auch noch einen Ring? Warum hast Du mir davon noch nichts gesagt?" Auf diese Frage hatte ich mich vorbereitet. Wie gesagt, zu diesem Ring wollte ich stehen: „Das ist ein Zeichen der Verbundenheit mit meiner Freundin, Vater. Ich habe Dir davon nicht erzielen können, weil ich ihn erst seit gestern habe. Sie findet ...
übrigens auch Ohrenschmuck modern." So, damit hatte ich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Ring und Ohrstecker hatte ich damit ganz gut erklärt, fand ich. Mein Vater war mehr erstaunt als ich gedacht hatte. „Donnerwetter, das kommt echt überraschend. Bis jetzt habe ich kein Wort über eine Freundin von Dir gehört. Wie heißt sie denn? Wie alt ist sie? Hast Du ein Foto von ihr dabei? Wie lange kennt ihr Euch schon? Wann stellst Du sie mir vor?" Hoppla, das war ja wie ein Maschinengewehrfeuer von Fragen! Auf diese Fragen hatte ich mich allerdings nicht vorbereitet. Wenn ich bis dato mal irgendetwas über Treffen mit Mädchen erzählt hatte, hatte er nie Interesse gezeigt. Offensichtlich änderte der Ring seine Meinung darüber stark. Ich hatte keine Lust, alle diese Fragen zu beantworten, denn das würde garantiert nur weitere Fragen hervorrufen. Also beschränkte ich mich auf die Beantwortung von zwei Fragen und beantwortete lieber Fragen, die er nicht gestellt hatte: „Sie heißt Tanja und sie ist älter als ich. Sie hat einen russischen Vater und ist sehr gebildet. Ich kann Dir später einmal mehr erzählen, mit dem Ring datiert dass erst von gestern." Ich sah ihn an, dass er sehr gerne noch mehr Fragen gestellt hätte. Ich verschränkte aber ganz bewusst und deutlich meine Arme vor meiner Brust, um anzudeuten, dass diese Fragen alle noch zu früh sein. Das schluckte er dann auch. Dann kam er auf sein Lieblingsthema -- meine Ausbildung zum Gymnasiallehrer. Auf meine Nachrichten ...