1. Videogames Kapitel 02


    Datum: 05.03.2018, Kategorien: Schwule Autor: bynilsonnils

    Tim... scheiße, ich hab mir das alles überlegt, es ist scheiße, es macht mich fertig, aber du darfst nichts sagen. Du musst das für mich machen. Du kommst nicht mehr zu mir, dann passiert nichts mehr. Bloß erzähl niemand was. Niemals." Er schaut mich jetzt direkt an, und fügt hinzu „Sie haben dir nichts getan, nicht wirklich, und ich will, dass du niemandem davon erzählst, was mit mir ist. Du hast kein Recht, das ist meine Sache." Das kann ich nicht. Ich starre Sven noch ein paar Sekunden an, dann stehe ich auf und gehe. Es dämmert, und als ich aus der Bahn aussteige, ist es dunkel. Zuhause poltere ich die Stufen zu meinem Zimmer hoch. Die verschlafene Stimme meiner Mum, ich soll nicht so einen Lärm machen, dringt aus dem Schlafzimmer meiner Eltern. So wie immer. So wie immer. So wie immer. Ich stehe im Treppenhaus, und drücke mir die Fäuste gegen die Schläfen. Ich will laufen, weglaufen und nie wieder kommen, ich will schreien, ich. muss. reden. „Mama?" Ich klopfe vorsichtig an die Tür. Von drinnen kommt nur ein verschlafenes Hmmmmm. Ich mache die Tür auf und flüstere. „Mama, ich... wir... komm mal bitte." Die Lampe über dem Küchentisch ist hell. Ich bin mir sicher, dass das Licht heute intensiver ist, richtig unangenehm. Meine Mutter sitzt mir in einem hellgrünen Schlafanzug mit Blumenmuster gegenüber. Jetzt ist die Zeit, zu reden. „Mama... ich... ich war doch heute bei Sven.", fange ich an. „Was ist mit Sven?" Mein Kopf ist wieder voller explodierender Gedanken, ...
     Wortfetzen. Ich fange fünf, dann zehn Mal an, drei Wörter, danach breche ich ab, der Satz ist weg, in meinem Kopf dröhnt es und ich stehe hilflos vor allem, was ich sagen will. „Schau, Tom, vielleicht schläfst du nochmal drüber, denk drüber nach und sag es mir morgen, Schatz, ja? Ich muss wirklich früh raus, morgen mittag können wir reden, geht das?" Ich nicke mit dem Kopf. Als ich plötzlich in Tränen ausbreche, bin ich selbst ein bisschen überrascht. Meine Mutter schaut erschrocken, dann umrundet sie den Tisch und nimmt mich in die Arme. Sie flüstert Sachen, dass alles gut wird, das es nicht so schlimm sein kann, dass morgen auch ein Tag ist, das sie auf mich aufpasst, aber das macht es alles nur noch schlimmer. Heute Morgen kannte sie mich noch, heute morgen hab auch ich mich noch gekannt. Jetzt ist alles anders. Eine geflüsterte Frage, ich verstehe sie erst beim zweiten Mal. „Sven und du. Also... Tom, ist es vielleicht so, dass ihr... dass du dich verliebt hast? Weil wenn das so ist... dann musst du wissen, dass wir dich alle genau so lieben, wie du bist, weißt du? Das ist okay, wenn es das ist" Ich nicke an ihrer Schulter. Darum geht es nicht. Aber es geht trotzdem auch genau darum. Ich nicke weiter, ich höre nicht auf, weine und nicke. Meine Mutter bleibt bei mir sitzen, bis ich mich wieder einkriege, und es tut unglaublich gut, auch wenn sie nicht weiß, warum sie mich tröstet. Später schlafe ich ein, und ich erinnere mich an keine Träume aus dieser Nacht. Nichts als erschöpften, ...