1. Videogames Kapitel 02


    Datum: 05.03.2018, Kategorien: Schwule Autor: bynilsonnils

    und da rüber." Ich stehe auf. Ich gehe zum Bettende. Mein Herz überschlägt sich, und mein ganzer Körper ist gespannt, schreit danach, zu rennen. Während Tim seinen kleinen Bruder mit dem Gürtel verdrischt, weil er uns beim Sex erwischt hat und Schwule hasst, und seinen Bruder hasst, stehe ich wie festgefroren am Bettende und zittere in der Julihitze. Es ist das Gefühl unters Eis getaucht zu sein, und die Orientierung verloren zu haben, es ist Panik, die nach Flucht verlangt gepaart mit lähmender Angst. Ich zähle Schläge, die Zeit steht. Sven schreit nicht, aber ich sehe, dass er weint. Dann sind wir allein. „Sven. Was war das? Ist das schon mal passiert?" Ich habe noch nicht ansatzweise verarbeitet, was wir gerade erlebt haben. Der Sex, dann die Gewalt. Es fühlt sich völlig unwirklich an, dass beides an einem Tag passiert sein soll. Sven antwortet nicht. Stattdessen steht er auf, greift sich meine Hand und zieht mich ohne ein Wort ins Badezimmer. Wir duschen, zusammen, kalt, so lange bis unsere Lippen blau sind und wir uns wie Ertrinkende aneinander klammern, um dem anderen ein bisschen Wärme zu stehlen. Es ist immer noch Sommer. Nach einer Ewigkeit kommen wir aus dem Badezimmer, Sven versorgt mich wieder mit Klamotten, und erst als wir angezogen sind, schaut er mir in die Augen. „Ja. Tom, ich will heute nicht mehr hier sein. Können wir irgendwo hingehen, was trinken oder so?" Aus seinen Haaren tropft Wasser auf sein Gesicht und sein T-Shirt. „Okay... okay, ja. Machen wir." ...
     Halb sieben im Sommer fühlt sich nicht an wie abends. Ich hole uns Bier, und wir sitzen uns gegenüber. Ich will irgendetwas sagen, aber in meinem Kopf zerspringen die Gedanken noch bevor ich sie greifen und in Worte fassen kann. Wir sind beide beim dritten Bier, als Sven Luft holt und das Schweigen bricht. „Es ... es tut mir leid, was passiert ist. Es tut mir leid, Tom. Ich... Tim... Das ist... Ich, ich weiß nicht was das ist. Ich weiß nicht warum, oder was ich tun soll." Er beißt sich auf die Unterlippe und lässt das Bierglas nervös zwischen den Händen kreisen. „Wer weiß davon? Wie oft ist das passiert?" „Niemand sonst. Zweimal. Einmal... ich hatte diesen Typen, das erste mal war er schon weg, Tim und Nick kamen rein, wollten wissen wer das war. Ich hatte sms auf dem Handy von ihm, sie haben gesagt, das würden sie mir ... schon austreiben. Das zweite Mal haben sie uns erwischt, da waren sie zu dritt, wie heute. Der Typ ist danach abgehauen, keine Ahnung wohin. Ich hab dann versucht ihn zu erreichen, damit er die Klappe hält, aber er is natürlich nicht mehr ans Handy oder so." „Wie, die Klappe hält? Scheiße... die Klappe hält?" „Wenn du es erzählst, leugne ich es." „Willst du mich verarschen, Sven? Alter!" ich senke meine Stimme. „Sven, dein Bruder, ich meine, Tim hat dich grade... du kannst das nicht ernsthaft verschweigen wollen!" „Das ist mein Bruder. Was glaubst du denn, was ich tun soll? Geh ich zu meinen Eltern? Was soll ich denen sagen, hey, ich schlafe mit Männern und ...