1. Das fremde Mädchen


    Datum: 28.12.2017, Kategorien: Romantisch Autor: Manuela Yasmina

    Brust raus, Bauch rein, allerdings hatte ich letzteres nicht, ganz im Gegensatz zu ersterem, und zu ihm hin. Ich war etwa drei, vier Meter von ihm entfernt, da sah er mich. "Wo kommst du denn her?" "Aus Indien.", lachte sie. Lachend schüttelte ich den Kopf. "Nein, das weiß ich doch. Ich meine jetzt. Wieso kommst du jetzt erst raus?" "Ich war noch beim Direktor. Wegen meiner Zeugnisse. Papa hat vergessen, eines übersetzen zu lassen." "Ach so." Sie stellte ihre Tasche neben der meinen an die Mauer und setzte sich neben mich. "Keine Lust nach Hause zu gehen?" "Ich werde abgeholt." "Ach so. Und wann?" "In etwa einer Stunde. Mama hat gedacht, das ich 6 Stunden habe." "Daß Stunden ausfallen, passiert hin und wieder." "Und du? Wieso gehst du nicht nach Hause." "Ich warte auf meine kleine Schwester. Sie geht drüben in die Grundschule. Wir gehen immer zusammen nach Hause." "Das ist ja lieb von dir. "Mach ich doch gerne." "Ich geh auch nicht gerne alleine. Das hab ich noch nie gern gemacht." "Nein?" "Nein. Aber in Indien ist das ja auch was anderes." "Wieso?" "Hier werde ich im Wald bestimmt nicht von einem Tiger angefallen." Obwohl ich ihrem Gesicht entnehmen konnte, daß sie dies allen Ernstes gesagt hatte, mußte ich doch lachen. Sie schaute mich erst ernst, dann für den Bruchteil einer Sekunde böse an. Dann aber mußte sie auch lachen. Und dieses Lachen klang so ehrlich, so offen. "Nein, das glaube ich auch nicht. Hast du denn schon einmal einen Tiger gesehen? Ich meine nicht im Zoo, ...
     sondern richtig? Im Wald." "Ja, schon oft. Aber meistens nur von weitem. Sie hauen ab, wenn sie einen Menschen hören." "Aber das sind doch Menschenfresser! Die töten doch aus reiner Lust am töten" "Nicht unsere in Bihar." Und so bekam ich in der nächsten Viertelstunde einen Abriß über die einzelnen Mitglieder von Familie Tiger. Vieles wußte ich. Schließlich waren Tiger meine Lieblingskatzen. Ihr Fell wäre bestimmt nicht so hart und borstig wie das eines Löwen. Richtig was zum Kuscheln. Wenn der Tiger mich kuscheln läßt. Aber etwas anderes fiel mir auf. Manjula begann zu zittern. Schließlich hatte sie, außer ihrem Sari nicht anderes an, sah man von ihrer Unterwäsche ab, welche in meinen Gedanken aus Höschen "und" BH bestehen mußte. Daß sie hier und heute letzteres nicht trug, das wußten zu dem Zeitpunkt ja nur die Mädchen. "Ist dir kalt?" Sie schüttelte den Kopf. "Lüg nicht. Ich sehe doch wie du zitterst. Du hast bestimmt keine Angst vor mir. Also muß es wegen dem Wetter sein. Warte, hier nimm." Und damit reichte ich ihr meinen dicken Ski-Anorak. Sie lehnte lächelnd ab, doch ich drückte ihn ihr in die Hände. Schließlich stand ich auf und zog sie hoch. Dann stopfte ich einfach ihre Arme in den Anorak, was sie sich gefallen ließ. Also zog ich ihn ihr an, weil sie sich so zierte. "Ist doch besser so. Oder nicht?", fragte ich und setzte mich wieder auf die Mauer. Sie blieb stehen und ein verschüchtertes Kopfnicken ihrerseits war die Antwort. "Bei dir in Indien ist es wohl nicht so ...
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