Cousins, Teil 01
Datum: 09.09.2017,
Kategorien:
Schwule
Autor: bypulzappe
Fast hätte ich ihn nicht erkannt. Aber etwas an seiner Körperhaltung, während er den Manet betrachtete, machte mich stutzig. Ich musterte ihn verstohlen. „Joachim?" Irritiert schaute er zu mir. „Ja?" Dann fiel der Groschen. „Hans?" In seine weichen Züge schlich sich dasselbe verhaltene Lächeln wie bei unserer letzten Begegnung, als ich ihm vom Rücksitz des Wagens meines Vaters zuwinkte. Zweihundert Kilometer weit weg und sieben Jahre her war das. Ich nickte. „Was machst du hier?" wunderte ich mich. „Schulausflug, 'ne Idee von unserem Kunstlehrer, ist hier geboren. Wir übernachten in der Jugendherberge unten am Rhein. Morgen geht's retour." „Bist du allein unterwegs?" Er schüttelte den Kopf: „Irgendwo lungern noch ein paar von uns rum." Gemeinsam schlenderten wir durch die Museumssäle. Es brauchte kein großes Gequatsche, um zu merken, dass wir auf derselben Wellenlänge funkten. Nach einem einstündigen Rundgang lockte der schöne Tag Joachim und mich zu zwei Eisbechern an einen Tisch vor dem nächsten Straßen-Café. Zunehmend gute Laune verleitete uns anschließend, Bier zu bestellen. Der ungewohnte Alkohol verstärkte die irritierenden Regungen, die Joachims zurückhaltendes Naturell und der Anblick seines hübschen Gesichtes in mir auslösten. Er sah mindestens zwei Jahre jünger aus als ein Gymnasiast der Oberstufe. Hellblondes, nahezu schulterlanges Haar, volle Lippen, schmale Schultern und schmale Hüften, fast zu schlank, auf eine gefällige Weise blass. Die drei Mädchen zwei ...
Tische weiter sahen des Öfteren zu uns. Leider fehlte meinem Cousin und mir die Traute für den nötigen Smalltalk mit der niedlichen Clique. Wir zahlten, zogen wieder los, nicht ohne einen letzten Blick zu den drei Schätzchen, versorgten uns mit Dosenbier aus einem Kühlfach der Lebensmittelabteilung im Kaufhof und besetzten einen kurzen Fußmarsch später die gusseiserne Bank auf dem Balkon des Wasserturms. Golden ergoss sich der Oktober in die Pergola der Gartenanlage unter uns und blinkte in den sachten Wellen der Wassertreppe des Springbrunnens. Wir ließen das beschauliche Treiben bummelnder Paare und fröhlicher Familien mit einem zweiten Bier auf uns einwirken. Der Gerstensaft haute richtig rein. Wir alberten herum. Lachten, sahen uns an, lachten, und plötzlich lotste dieses unbeschwerte Lachen unsere Lippen und Zungenspitzen zueinander. Von einem Moment zum nächsten kippte die Stimmung. Von ausgelassen zu andächtig. Weich umfingen Joachims Lippen meinen Mund. Gefühlvoll rollte Zunge um Zunge Jeden Augenblick hätten Besucher die Galerie betreten können, dennoch verschwendeten wir keinen Gedanken daran, so versunken waren wir ins unverhoffte Miteinander unserer Zungen und Lippen. Ich wollte am liebsten nie mehr den Mund von Joachims beschwörendem Schlecken lösen, und seine Lippen schmiegten sich auf meine, als müsse er sieben Jahre ohne jeden Kontakt auf einmal wettmachen. Irgendwann hielten wir doch inne, schauten uns an, ernst, fragend, ungläubig, und überlegten wahrscheinlich ...