1. Erika


    Datum: 07.07.2019, Kategorien: Romantisch Autor: rokoerber

    leben. Auch unser Wohnort gefiel mir gut. Eine große Garnisonsstadt , wie sie sich selbst besingen ließ: "Lippe Detmold eine wunderschöne Stadt. Darinnen ein Soldat ..." wobei ich das mit dem einen Soldat etwas wenig fand. Wir wohnten in einem kleinen Vorort, bewacht vom grimmig ausschauenden Hermannsdenkmal und beschützt von den Adlern, der weithin bekannten Adlerwarte. Langeweile konnte kaum auftreten, denn Zuhause gab es satt Arbeit. Nicht nur das uralte Haus machte welche, auch der riesige Garten und der ernorme Rasen auf der Hausseite mit dem schönsten Blick. Wir hatten nur ein Problem, unseren vielen Freunden gefiel es besonders an schönen Wochenenden so gut bei uns, dass sie die meisten davon bei uns verbringen mussten. Zum Glück gewöhnten sie sich an, meist Grillgut für Mittag- und Abendessen mitzubringen. Nun ja, über Getränke machten sie sich weniger Gedanken. Wir hielten es trotzdem dort achtzehn Jahre aus. Nur eines fehlte mit, mein geliebtes Stuttgart. War es unvermeidlich, war es Glück oder wieder einmal das bereits angesprochene Schicksal? Auf jeden Fall meinte mein Arbeitgeber: "In Stuttgart ist demnächst eine vielversprechende Elektronik-Messe. Sollten wir dort nicht mal unser Eurokartensystem vorstellen?" Um ehrlich zu sein, ich hörte nur Stuttgart und war sofort begeistert, vor allem, nachdem ich mitbekam, das Messegelände war auf dem Killesberg, eines der Jagdgebiete meiner Jugend. Der Termin wurde festgemacht und, um es gleich zu sagen, die Messe war ...
     recht erfolgreich. Nur eines bedauerte ich, ich konnte Hanna, meine geliebte Frau nicht mitnehmen. Sie konnte keinen Urlaub nehmen. Dazu waren keine Tage mehr frei, denn die waren reserviert für unsere stets großen Auslandsurlaube. Ich erinnere mich noch, ausgerechnet in diesem Jahr standen Indien, Nepal und China auf dem Programm. Mit Zwischenstopp in Thailand. 39 Tage Urlaub dazu die Feiertage im Frühjahr, gibt schon ein ordentliches Stück. *** Doch kein Abschweifen, zurück nach Stuttgart. Warum weiß ich nicht mehr, aber ich hatte am zweiten Tag bereits um achtzehn Uhr frei, durfte alleine in die Stadt. Die anderen hatten ein Einsehen, dass ich einmal wieder meine alte Heimat genießen wollte. Ich hatte vor, alte, wenn auch harmlose Freundinnen nahe Cannstatt am Neckar zu besuchen. Aber dazu kam es erst gar nicht. Ich fuhr in meinem neuen Passat ausgerechnet über den Hauptbahnhof, der damals natürlich noch nicht von einem Stuttgart 24 bedroht war. Ich fluchte gerade recht unflätig, ausgerechnet diesen Weg genommen zu haben und nicht hinten herum, über das Robert-Bosch-Krankenhaus gefahren zu sein, als es an meine Seitenscheibe klopfte. Ich drehte mich um, vorne tat sich sowieso nichts, Rot. Das Gesicht kam mir bekannt vor. Ich kurbelte die Scheibe runter: "Was ischt?", fragend. "Kennschte me nimmer?", überraschte mich eine Stimme und ein Busen füllte mein Sichtfeld. Der sowieso schon stockende Feierabendverkehr wurde noch weiter aufgehalten, denn ich erkannte nun die Dame, die ...
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