1. Wahlverwandschaften Teil 03


    Datum: 18.03.2019, Kategorien: Transen Autor: byGesa

    ich so an fünf Prozent vom Umsatz, dafür braucht er mir kein Gehalt zu zahlen. Er würde im aktuellen Jahr nicht gerade üppig an den neuen Kunden verdienen, aber im darauf folgenden Jahr alles wieder reinholen. Und wenn ich nur die Hälfte der Lieferanten bzw. Kunden mitnehmen kann, dann habe ich persönlich in den drei Monaten sicherlich bis zu einer Viertelmillion Euro auf meinem Konto und brauche Herrn Schmidt nicht mehr. Danach werde ich mehr als ein Jahr Zeit haben, mir woanders einen Job mit besseren Aussichten zu suchen. Ich denke an Schweden oder Frankreich, wo Frauen durch die Bank bessere Karrierechancen haben als in Deutschland. In den drei Monaten bräuchte ich nur selten im Büro zu sein, sondern ich würde im ersten Monat die ‚sicheren' Lieferanten aufsuchen und überzeugen -- und im zweiten die ‚sicheren' Kunden. Der Trick läge darin, die unsicheren Kandidaten erst im dritten Monat zu besuchen, damit meine ‚alte' Firma noch keine Gegenmaßnahmen einleiten konnte. Im Büro der ‚neuen' Firma brauche ich bei dieser Planung nur selten zu sein, was auch wenig Aufwand bei der ‚Verkleidung' mit sich bringt. Bei den Lieferanten und den wichtigen Kunden würde ich als die ihnen bekannte Alexandra Berg auftauchen und sie jeweils bitten, für eine Übergangszeit meinem Bruder zu vertrauen, bis ich von meiner „langen und abenteuerlichen Weltreise" zurück war. Nur im Büro würde ich alle zwei Wochen einen Tag als Alexej verbringen müssen -- irgendwie muss ich ja die Kontakte zwischen ...
     neuer Firma und ‚meinen' Lieferanten/Kunden herstellen. Sechs bis sieben Tage als Alexej, das ist glatt zu verkraften. Ich habe ja jetzt Erfahrung als ‚der Alex' aus Hamburg... Aber erstens kommt es anders - und zweitens als man denkt. Ich rufe Herrn Schmidt an und wir treffen uns noch am Sonntagabend in Hamburg. Seine Vorstellungen sind ganz anders als meine. Im Nachhinein war ich wohl einfach naiv gewesen. Ich habe mich zwar in mehrerer Hinsicht gut vorbereitet, oder ich dachte das zumindest. Von der Kleidung her habe ich einen guten, aber unauffälligen grauen Anzug gewählt und ein dunkelblaues Hemd, so dass die die Binden zum Verflachen meines Busens nicht sichtbar sind. Die geschminkte Sonnenbräune hilft auch gleichzeitig mit dem fehlenden Bart. Von der Argumentation her habe ich Lieferanten-Listen vorbereitet und anonymisierte Kundenlisten, die den gesamten Umfang von über zehn Millionen Euro Umsatzpotential zeigen sollen. Nach der üblichen Begrüßung stelle ich ihm die Möglichkeiten vor. Er beißt aber nicht auf die Weise an, die ich von ihm erwartet habe. „Herr Berg, Ihre Vorstellungen in allen Ehren, aber ich bin nicht an kurzfristigen Projekten interessiert. Ich bin einverstanden einem knappen Monat von Lieferantenbesuchen durch Sie alleine, aber danach erwarte ich Kundenbesuche gemeinsam mit mir oder Mitarbeitern von mir und auch Ihre Zusammenarbeit mit dem Innendienst bei uns. Dementsprechend werde ich einen Bonus für Lieferantenübertragung nur auf der Rate von einem ...
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