1. Der Onkel -- Teil 01


    Datum: 17.12.2018, Kategorien: Transen Autor: byGesa

    Bahnsteig, nicht viel verändert zum vorigen Jahr. Er musste seinem Neffen später sagen, dass ihm die enge Jeans nicht so gut stand. Die unterstrich eher seine drallen, weichen Schenkel und zeichnete zu deutlich die Hoden nach -- keine gute Kombination. 3. Merle Mit dem Zug in Richtung Rostock zu fahren, löste seit Jahren immer wieder diese unbändige Vorfreude aus. Erstens konnte ich mit meiner Tante Ida über alles reden. Dinge, die ich mit meinen Eltern erst gar nicht versuchte, auch nur anzuschneiden. Nicht zuletzt hatte ich hier wenige aber gute Freunde, bei denen ich mich nicht wie in Berlin verstellen musste. Sie wussten von meinem Unfall, weil es hier vor zwölf Jahren passiert war, noch Jahre vor der Wende. Meine Tante hatte Reinhard vor sieben Jahren geheiratet. Auf meine Bitte hin hatte sie ihm nichts von meinem Unfall erzählt. Dann durfte ich mich im Haus so anziehen, wie ich es für Tanzzwecke wollte, jedenfalls solange Reinhard, ihr Mann nicht da war. Ida war einmal Balletttänzerin gewesen, hatte das aber aufgeben müssen. Sie lebte das nur noch am Wochenende, wenn sie ihrem Mann in seiner Tanzschule bei Bällen half. Er war üblicherweise nur am Montag im Haus, sonst nur am Vormitttag bis zum Mittagessen. Danach hatte er Kurse vom Nachmittag bis in den späten Abend. Der Zug rumpelte über die letzten Weichen und fuhr in den kleinen Bahnhof ein, nachdem kurz vorher für einen Moment der Blick auf den See frei war. Ich erwartete, dass sie mich wie immer abholen würde. ...
     Sie umarmte mich grundsätzlich herzlich schon auf dem Bahnsteig -- und es war Teil des Willkommensrituals. Meine Überraschung war groß, als stattdessen Onkel Reinhard auf dem Bahnsteig stand. Ich war mehr als überrascht, als er mir mit kargen Worten erklärte, dass Tante Ida plötzlich nach einem Streit mit nur einem Koffer verreist sei. Das sei nun bald drei Monate her. Ida hätte schon vor einem Jahr die Scheidung eingereicht. Seine Schwägerin würde es noch nicht wissen. Wenn ich unter diesen Umständen im Haus bleiben wolle, sei ich willkommen, aber er könnte es mir auch nicht verdenken, wenn ich darauf verzichten würde. Wie immer war mein Zimmer bereit, aber es fehlten die kleinen Gesten von ihr, wie eine frische Blume auf meinem Zimmer oder die kleine Willkommenskarte. Das fehlte mir. Wie jedes Jahr gab es dasselbe Ritual beim ersten Frühstück, als ich in die Wohnküche kam. Reinhard machte immer Rühreier mit Speck und ich bekam die Schlüssel für die Fahrräder. Weiterhin erhielt ich das grüne Portemonnaie. In der Ferienzeit war es mein Job einzukaufen. Das Ritual war aber unvollständig -- ich erhielt keine Einkaufsliste. „Merle, mit dem Einkaufen müssen wir improvisieren. Rührei und Grillen kann ich gut, aber der Rest ist ... schwierig. Seit... Ich kaufe viele Fertiggerichte. Müssen wir morgen besprechen -- heute habe ich noch einen Termin bei der Bank, bevor ich zur Tanzschule gehe. Die Dose mit der Bohnensuppe ist im Schrank, ja?" Es war so anders als wie in den vergangenen ...
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