1. Verletzte Seelen


    Datum: 06.11.2018, Kategorien: Romantisch Autor: mrthomasdooley

    Dann wollte sie ihm die üblichen Freundschaftsküsse geben. Rechts, links und wieder rechts auf die Wange. Aber er hielt ihr nur die linke hin. Sanft sah sie ihm in die Augen und schüttelte den Kopf. Dabei konnte er keine Spur von Mitleid in ihren Augen erkennen. "Rechts, links und wieder rechts, so ist die Reihenfolge." Zögernd hielt er ihr auch die rechte Seite hin und bekam seine Küsse in der richtigen Reihenfolge. Und die Küsse auf seine entstellte Gesichtshälfte fühlte sich genau so an wie der auf der anderen. Nein, eigentlich fühlten sie sich anders an: Sie brannten wie Feuer. Dahin hatte er noch nie welche bekommen, noch nicht einmal von seinen alten Freundinnen, die sich an sein Aussehen gewöhnt hatten. Und sie bekam die ihren. Ganz kurz noch zuckte ihr Kopf vor und sie gab ihm einen kurzen Kuss auf den Mund. Der jagte einen Stromstoß durch seinen Körper. "Das war meine Zugabe. Nur für Sie alleine. Mir war einfach danach." lächelte sie ihn an. Damit hatte er nun gar nicht gerechnet. Verdutzt legte er seine Finger auf die Lippen. "Was schauen Sie so verdutzt? Das war doch nur ein ganz kurzer Kuss auf den Mund!" "Für Sie war es das vielleicht, aber ich wusste schon gar nicht mehr, wie sich so ein Kuss auf den Mund, und sei er auch noch so kurz, anfühlt." Seine Augen wurden etwas feucht. Damit hatte er nicht gerechnet. Und er freute sich doch so darüber, dass es doch tatsächlich jemanden gab, der nicht vor ihm und seinen Narben zurück schreckte. Silke bemerkte, dass ...
     Tränen in seine Augen traten. Sie rückte ganz nah an ihn heran, bis ihre Oberarme an einander lagen und legte ihre Hand auf seinen Arm. Er spürte ihre Wärme und genoss sie mit einer Gänsehaut auf dem Rücken. "Hannes..... wollen Sie mir Ihre Geschichte erzählen? Sie interessiert mich, Sie interessieren mich. Oder ist es ihnen noch zu früh? Immerhin kennen wir uns noch keine Stunde." "Hier in unserer kleinen Stadt ist sie kein Geheimnis. Jeder kann sie Ihnen erzählen. Da können Sie sie auch von mir hören." Er freute sich über ihre Äußerung. Und so erzählte er ihr, was ihm widerfahren war, wie er von den Geretteten und Ihren Familien geliebt wurde und dass die kleine Kathrin ihn vergötterte. Er redete sehr lange und sie hörte schweigend zu. Irgendwann legte sie ihren Kopf an seine Schulter und sie umfasste seinen Oberarm. Sie spürte ansatzweise die Festigkeit seines Körpers, fühlte die stahlharten Muskeln seines Oberarms. Er legte unbewusst seine Hand auf die ihre. Irgendwann später begann sie, ihre Finger zu bewegen, sie streichelte sanft seinen Arm. Es geschah ganz, wie von selbst, ohne dass sie es bewusst wollte. Es begann einfach. Es tat ihr gut, sich anlehnen zu können, auch wenn sie ihn erst ganz kurz kannte. Aber in ihr wuchs das Gefühl, dass dieser Mann, wenn man ihn erst einmal für sich gewinnen konnte, treu zu einem stehen würde. Ja, sie fühlte, das ein Vertrauensbruch oder gar Verrat für ihn absolut undenkbar waren. Und er genoss das Gefühl, dass sich jemand an ihn lehnte ...
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