Verletzte Seelen
Datum: 06.11.2018,
Kategorien:
Romantisch
Autor: mrthomasdooley
registrierte auch, dass er keinen Ring am Finger trug. Erst da sah er zu ihr hin und registrierte, dass sie ausgesprochen hübsch war. Freundlich deutete er auf die freien Stühle zu seiner linken, aber darauf achtend, dass sie seine rechte Gesichtshälfte nicht sah. Sie setzte sich zu ihm hin und bestellte einen Kaffee. Er war jedoch sicher, wenn sie seine rechte Gesichtshälfte sah, würde sie erschrecken und schnellst möglich wieder verschwinden. "Aber selbstverständlich, Sie dürfen mir gerne Gesellschaft leisten. Nein, ich erwarte niemanden mehr." "Danke, das ist sehr freundlich von Ihnen." Er war versucht, sie weiter nur den linken Teil seines Gesichtes sehen zu lassen. Aber da er das sowieso nicht lange durchhalten konnte, überließ er es eben dem Schicksal, wann und wie sie es sah. Während der ersten unverbindlichen Worte drehte er ihr dann auch sein Gesicht ganz zu. Als sie dann seine Narbe sah, erkannte er ihr Erschrecken und gab ihr insgeheim noch zehn Minuten, bis sie verschwinden würde. Um so überraschter war er von ihrer Reaktion. Zwar erschrak sie über sein Aussehen aber irgendetwas in ihr veranlasste sie, langsam ihre Hand auszustrecken und sanft über die Narbe zu streichen. Seltsamerweise zuckte er nicht zurück. Zu überrascht war er. "Tut das noch sehr weh?" fragte sie mitfühlend. Ja, mitfühlend, nicht mitleidig. So antwortete er: "Im Gesicht nicht mehr, aber hier." Dabei deutete er auf sein Herz. Durch Ihre Geste und diese beiden Sätze waren sie sich plötzlich ...
sehr viel näher, als es zwei Wochen intensiven Redens ermöglicht hätten. "Warum den in ihrem Herzen? Trauern Sie ihrem Aussehen nach?" "In gewissem Sinne ja. Ich habe mich daran gewöhnt, so auszusehen. Auch die Menschen, die mich vorher kannten. Aber Menschen, die ich neu kennen lerne oder gerne kennen lernen möchte, fühlen sich so abgestoßen, dass sie die Flucht ergreifen. Wie lange halten Sie denn diesen Anblick aus?" "Ich verstehe nicht....." "Wann ergreifen Sie denn die Flucht? Nach meinen bisherigen Erfahrungen bleiben Sie noch ungefähr fünf Minuten sitzen, dann entschuldigen Sie sich mit einem dringenden Termin oder etwas ähnlichen und rauschen davon. Und wenn Sie es tun, bin ich Ihnen noch nicht einmal böse, ich kann es ja verstehen." Sie spürte seine Verbitterung. Trotzdem, oder gerade deshalb lächelte sie ihn an. "Wenn Sie weiter so grantig zu mir sind, dann sofort. Aber nur dann. Ansonsten werde ich Ihre Erfahrung Lügen strafen müssen. Ich gedenke nicht, die Flucht zu ergreifen. Ich bin froh, hier im Kaffee zu sitzen und will den Blick auf den See genießen. Ja, Ihre Narbe hat mich im ersten Augenblick erschreckt, das ist richtig. Wenn es anders gewesen wäre, würde ich gefühlskalt sein. Das bin ich aber glücklicherweise noch nicht. Aber die Narbe kann mich nicht veranlassen, vor Ihnen zu flüchten oder Sie zu meiden. Sie bestehen aus mehr als nur aus ihrer Narbe. Es sei denn, Sie wollen lieber alleine sein und bitten mich, zu gehen. Außerdem glaube ich, dass Sie ein ganz ...