1. Der Schmied


    Datum: 06.10.2017, Kategorien: Sonstige, Autor: Aldebaran66

    dabei, ein Stück zu roden. Während er die Bäume fällte, was in einer bemerkenswerten Geschwindigkeit geschah, machte ich mich über die Äste und Borke her. Das konnte ich, hatte es lange geübt. Der Köhler verlor kein Wort darüber, nahm es als gegeben hin. Irgendwann gegen Mittag machten wir eine kleine Pause. Dazu saßen wir auf einem der Baumstümpfe und der Köhler holte so etwas wie Brot aus einer Tasche. Woher dies kam, wusste ich nicht, war aber fast steinhart und man musste es erst kräftig mit Speichel vermischen, damit es überhaupt essbar wurde. Dann schmeckte es auch nach etwas. Er musste es irgendwo lagern, denn in dem Haus selber hatte ich es nicht gesehen. Wir saßen schweigend da, bis er auf einmal meinte: Deine Leute hatten keine Erfahrungen damit, wie man kämpft. Sie hatten also keine Chance! Es war eine reine Feststellung und ich brauche einen Moment, bis ich seinen Worte auf meine Lebensgeschichte bezog. Nein, hatten sie nicht!, meinte ich und starrte in die Luft, während ich hinter meinen Augen die Bilder sah, wie sie gekämpft hatten. Manchmal sollte man lieber flüchten! Ist das dann nicht feige?, fragte ich uns sah den Köhler von der Seite an. Er drehte seinen Kopf in meine Richtung. Was willst du? Dumm und tot oder feige und leben? Meine Leute waren nicht dumm!, meinte ich trotzig zu ihm. Sie haben gekämpft, bis sie nicht mehr konnten! Trotzdem tot, das hat ihnen auch nichts gebracht. Schau dich an. Du lebst noch und warum? Ich sah den Köhler ...
     entgeistert an. Wollte er wirklich damit sagen, dass ich feige gewesen war? Weil ich zu schwach für einen Kampf gewesen bin. Darum, aber nicht weil ich feige gewesen bin! Siehst du, du hast deine Chance abgewogen und dich nicht abschlachten lassen. Darum lebst du noch. Ich sah schweigend auf meine Füße und überlegte einen Moment. Ich wusste in meinem Inneren, dass er recht hatte, wollte es aber nicht glauben. Trotzig antwortete ich ihm mit etwas Verzögerung: Was wisst ihr schon davon. Ihr seid ein Köhler, ihr braucht nicht zu kämpfen. Ihr habt nichts, was man euch wegnehmen kann. Euer Leben will keiner haben! Das war der Moment, dass ich vom Baumstamm flog und auf dem Waldboden aufschlug. Der Köhler hatte mich unerwartete von der Seite erwischt und mir seine Faust direkt ins Gesicht geschlagen. Junge, sagte er ganz ruhig und blieb auf dem Baumstamm sitzen, beurteile niemals einen Menschen, nach dem wie der aussieht oder was er tut. Es kann das Letzte sein, was du tust. Mit dieser störrischen Ruhe brachte er mich in Rage, genauso das Er es nicht lassen konnte, mich Junge zu nennen. Ich heiße Martin und nicht Junge, versuchte ich möglichst gefährlich zu sagen und sah ihn dabei genauso wild an. Dann rappelte ich mich auf. Für mich heißt du Junge. Männer heißen Martin. Du bist dieses kraftvollen Namens nicht würdig. Den must du dir erst einmal verdienen! Ich glaube, ich war in meinem ganzen Leben noch nicht so sauber. Dort saß ein Mann, dessen besten Tage schon vorbei ...
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