Der Schmied
Datum: 06.10.2017,
Kategorien:
Sonstige,
Autor: Aldebaran66
Herrn gelangten Schriftproben des zu entzweienden Paares in unseren Besitz, die zur Vorlage für den Fälscher dienten. Es dauerte nur zwei Wochen, bis er die Schriften perfekt beherrschte. Jetzt war fast alles so, wie ich es brauchte. Ich musste nur noch herausbekommen ob und wie das Pulver wirkte. Ein Versuchsobjekt musste her. Im Kerker waren einige Gefangene, unter ihnen auch mehrere Frauen. Aus Berichten war mir bekannt wie groß und schwer Marissa, die Tochter des Feindes war. Sie sollte sehr klein und dünn sein und nicht gerade eine Schönheit. Allerdings als Erbin eines Reiches doch begehrenswert und eine sehr gute Partie. Im Gefängnis waren nur zwei Frauen, die in etwa Marissas Statur entsprachen. Dünn waren sie sowieso fast alle, denn die Rationen waren nicht gerade üppig. Doch die Größe war das Problem. Beide waren wahrscheinlich etwas größer und so konnten wir die Dosis nur schätzen. Ihre Verbrechen, weswegen sie hier saßen, waren groß genug, um für jede Annehmlichkeit, die ihnen gewährt wurde, alles zu tun. Die Aussichten auf Erleichterung oder gar Entlassung machten sie gefügig. Sie wurden in eine geräumige Zelle gebracht, in die sogar Tageslicht drang, konnten baden und bekamen gut zu essen. So gestärkt warteten sie auf ihre Bestimmung. Als ich mit dem Kerkermeister in die Zelle trat, sahen sie ängstlich in unsere Richtung. Ihr Alter war schwer zu schätzen. Das Leben war nicht spurlos an ihnen vorbei gegangen. Ihr Leben und die Zeit im Kerker hatte sie vorzeitig ...
altern lassen. Doch konnte man an ihren Augen ablesen, dass sie sicher nicht älter als ich waren. Eher um einiges jünger. Wir hatten zwei Flaschen Wein mitgebracht, die in verschiedenen Konzentrationen mit dem Pulver angereichert waren. Gespannt verfolgten die Beiden wie ihre Becher gefüllt wurden. Ob sie ahnten, dass etwas mit dem Wein nicht stimmte, wusste ich nicht, jedenfalls nippten sie zuerst nur daran. Als sie keinen üblen Geschmack feststellten, tranken sie schnell die Reste aus. Alkohol war in ihrem Leben nichts Ungewöhnliches und wurde sehr begehrt. Sie hatten gewiss seit mehreren Wochen keinen Schluck mehr bekommen und ließen so jede Vorsicht außer Acht. Die Wirkung des Pulvers setzte schnell ein. Während die eine zu lallen begann und kaum noch einen vernünftigen Ton herausbrachte, viel die andere einfach vom Stuhl. Sie blieb einfach liegen, ohne auch nur einen Finger führen zu können. Jetzt kannte ich in etwa die Dosis, die ich brauchte. Die Erste war zu stark gewesen, die Zweite ein wenig zu gering. Für das, was ich vorhatte, war das Mittel genau richtig. Hoffte ich jedenfalls. Als Nächstes musste der Fälscher einen Brief entwickeln, der mir die Tore öffnen sollte. Lange saßen wir beisammen und knobelten den Text aus, wobei ich sagen muss, dass er weit aus geübter darin war. Er hatte so etwas oder etwas Ähnliches wohl schon öfters gemacht. Seine Formulierungen waren ausgefeilt bis ins letzte Detail. Der Brief sollte mich als heimlichen Boten ankündigen, der Marissa ...