Der Schmied
Datum: 06.10.2017,
Kategorien:
Sonstige,
Autor: Aldebaran66
sah ich über mir den sich schüttelnden Kopf des Köhlers. Er sprach mehr zu sich selber als zu mir: Immer dieser Ärger, warum kann man mich nicht in Frieden lassen. Da geht man in den Wald um ruhe vor den Menschen zu haben und was passiert? Sie finden einen selbst hier. Muss ich denn an das Ende der Welt gehen und mich über den Rand stürzen, damit ich endlich allein bin? Während er weiter vor sich hinmurmelte, beugte er sich über mein krankes Bein und tastete es mit seinen mit dicken Schwielen behafteten Fingern ab. Doch hatte ich zuerst gedacht, dass er nur grob damit umgehen konnte, hatte ich mich getäuscht. Seine Finger fuhren nur leicht über die Schwellung und drückte mal hier, dann mal dort leicht dagegen. Immer wenn mir der Schmerz zu stark wurde, stöhnte ich auf und er ließ wieder locker. Tja, Jungchen, damit wirst du nicht weit kommen, zwar nichts gebrochen, aber laufen wirst du eine Zeit lang nicht mehr. Was meinst du was ich mit dir anfangen soll? Ich könnte dich in eine Siedung bringen, wo man dich wahrscheinlich ausrauben und umbringen wird. Hast Glück, dass du so dünn bist, dann werden sie dich wenigstens nicht auffressen. Ich könnte dich auch hier und jetzt umbringen und ins Unterholz werfen, dann wäre ich dich los ohne den weiten Weg ins Dorf zu machen. Um ehrlich zu sein, es klang bei ihm nicht danach, als wenn er einen Scherz machte. Ich traute es ihm wirklich zu, hätte aber in meinem Zustand wenig, bis gar nichts gegen ihn ausrichten können. Mein Leben ...
lag sozusagen in seinen großen, schwieligen Händen. Man konnte wirklich sehen, wie er am überlegen war und mir schwante nichts Gutes. Wer würde mich vermissen? Keiner! Hmmmm!, machte er und sah mir dabei direkt in die Augen, wenn man wenigstens was mit dir anfangen könnte. Aber in dem Zustand bist du zu nichts zu gebrauchen. Ich sagte ja schon. Nur Ärger. Wäre besser gewesen, wenn du einen Bogen um mich herum gemacht hättest! Wenn er gewusst hätte, was ich selber überlegt hatte, dann hätte er mir sicher vorgehalten, dass ich die falsche Entscheidung getroffen hatte. Also hielt ich lieber meinem Mund. Hmmm, machte er wieder, ich kann dich hier leider nicht liegen lassen, will nicht immer an einer verwesenden Leiche vorbeigehen müssen. Zu viele Fliegen. Ich werde gleich wiederkommen, weglaufen kannst du ja nicht mehr! Dann stand er auf und eigentlich erwartete ich, dass er mit einer Axt oder etwas Ähnlichem zurückkommen würde, um mich zu töten und zu zerlegen. Aber da hatte ich mich getäuscht. Er kam mit einer Schubkarre wieder und hob mich darauf, als wenn ich nichts wiegen würde. Dann schob er mich zum Haus. Davor hob er mich wieder aus der Schubkarre und trug mich ins Haus. Hier war es mehr als dunkel, denn das Haus hatte keine erkennbaren Fenster. Nur ein Paar Aussparungen, die mehr wie rechteckige Löcher aussahen, brachten ein wenig Licht in das innere. Die einzigen Möbelstücke, die darin standen, waren ein großes Bett, ein Tisch mit zwei Stühlen und eine Art Regal. ...