1. mein Herr


    Datum: 17.04.2018, Kategorien: BDSM Autor: byNataschaAvluv

    Ein trüber Freitag-Nachmittag. Ich stehe hinter dem Tresen der Schankstube eines in die Jahre gekommenen Ostberliner Hotels. Mit äußerstem Wohlwollen könnte man die Einrichtung mit "shabby chick" klassifizieren -- ganz im Sinne von "arm aber sexy", wie Berlins schwuler Bürgermeister in gut 20 Jahren formulieren würde. Zutreffender allerdings wäre "arm und shabby". Die Gardinen vergilbt, die Möbel angestoßen, der letzte Anstrich Jahre her. Ich nehme das Ambiente aber nicht wirklich wahr. Auch dem Gelalle des derzeit einzigen Gastes schenke ich nur sehr vordergründig Aufmerksamkeit -- nur so viel, dass ich nicht unhöflich wirke. Schließlich ist Gustav Stammgast. Ich kenne dessen ewig gleichen Erzählungen in- und auswendig. Sie werden mit steigenden Alkoholpegel immer konfuser und wabern jetzt schon in Regionen weit jenseits des Hier und Jetzt. Auch ich bin nicht wirklich in der Realität. Ich starre Löcher in die Luft und sage hin und wieder: "Jenau, Justav, so isses. Noch ne Molle?" -- "Du verstehs mich wenichtstens 'tascha, mein Meechen. Ja, eene Molle noch, die letzte und 'n Kurzen." Ich schenke dem alten Säufer (das wievielte?) letzte Bier ein und tauche wieder in meine Gedankenwelt ab. Das Hotelfach kenne ich seit meiner frühesten Jugend. Mein Vater war Kellner, als junger Mann wohl in gehobenem Haus, wie er immer wieder betonte. Er zog mich alleine auf. Seine große Liebe, Zimmermädchen in eben jenem gehobenen Etablissement hat ihn mit mich, damals 16, einfach sitzen ...
     lassen. Papa hat das nie verwunden, kam an den Suff. Trotzdem hat er sich immer um mich gekümmert, so gut er eben konnte. Ich soll "was besseres" werden, studieren. Ich nahm auch mein BWL-Studium auf, was sich aber als nicht ganz einfach gestaltete. Papa überschüttet mich zwar noch immer mit Liebe -- keineswegs aber mit Geld. Deswegen bin ich gezwungen, neben dem Studium zu arbeiten. Das hier ist meine zweite Stelle. Gleich im ersten Semester hatte ich einen vermeintlich fantastischen Job gefunden: Bedienung in einer topmodernen Bar, sehr angesagt, viel Bling-Bling, alle cool drauf. Nach zwei Wochen allerdings meinte mein Chef, ein neureicher Widerling, ich solle die Gäste weit umfassender bedienen. Das würde auch weit mehr Geld bringen. Da er sich gerade eine Nase gezogen hatte, fühlte er sich berechtigt, gleich seinen Schwanz rauszuholen. "Bei mir kannste gleich schon mal anfangen", meinte er, "blas mir einen!" Ich war wie vor den Kopf gestoßen. "Los, stell dich nicht so an!", quengelte er. -- "Ich bin nicht käuflich, Arschloch!" Ich spuckte diese Worte geradezu aus und verpasste ihm einen gezielten Tritt zwischen die Beine. Noch zitternd vor Wut packte ich meine Sachen und verließ den getarnten Puff auf Nimmerwiedersehen. "Jeht klar, Justav. Ne letzte Molle und 'n Kurzen." Hier das Gegenteil meines ersten Jobs. Kein Glamour, keine Anmache durch den Chef. Der ist strenger Katholik und noch strenger verheiratet. Arme Sau. Mir kann es Recht sein. Ich habe nichts auszustehen, ...
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