-
Ein Liebesdreieck an der Isar
Datum: 13.02.2018, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: bydirtyoldman84
müssen wir am Montag früher da sein, um es rüberzutragen", grummelte er vor sich hin. „Ich rufe morgen beim Hausmeister an und wenn es nicht wenigstens bei ihm ist, reisse ich denen vom Lieferservice den Arsch auf. Seid ihr ansonsten wenigstens alle fit für Montag?" „Warte mal", meinte Julia, die angesichts ihrer Erschöpfung nicht mehr ganz klar dachte und daher ausgerechnet diesen Moment wählte, um das sprichwörtliche Öl ins Feuer zu giessen, „ich habe mir die Uhrzeiten noch nicht aufgeschrieben." „Was? Du hättest dich schon vor einer Stunde schlau machen sollen!" „Na und? Ich habe mir extra für heute die Zeit genommen, also tu nicht so wegen dieser Kleinigkeit." „Herrgott noch mal", brüllte Helmut von Neuem los, „bist du so blöd oder tust du nur so? Das ist eine Routinesache! So was muss in der Routinezeit erledigt werden!" Vor Schrecken plötzlich hellwach, prallte die junge Frau zurück und hätte fast ihr Telefon fallen lassen. Dann knallte er ihr das Tablet hin -- „Hier! Lesen können wirst du ja wohl noch alleine" -- und stürmte wieder hinaus. Julia zitterten die Finger, während sie die Daten ablas und in ihr Telefon eingab, so dass sie sich mehrmals vertippte und schliesslich das Gerät mit einer hastigen Bewegung in den Rucksack stopfte. Ihre kurze Auflehnung, aus Erschöpfung und Verzweiflung entsprungen, war wieder zerbrochen. Am nächsten Abend hatte sich Julia trotzdem dazu überreden lassen, mit Helmut und einigen Arbeitskollegen auszugehen, um auf andere Gedanken zu ...
kommen. Und wohin? Natürlich nach Schwabing, was die Kunststudentin in ihr zu neuem Leben erweckte. Man kann in diesem Stadtteil ungeachtet aller Gentrifizierungs-Vorwürfe lernen, was für ein reiches Erbe uns das München der „Prinzregentenzeit" hinterlassen hat und es war schon damals ein Vorreiter der Globalisierung, weil es -- ja ja, mit einigen hässlichen Ausnahmen -- weniger auf Staatsangehörigkeiten und Ethnien achtete als auf Talente und die Fähigkeit, andere zu interessieren, zu inspirieren und zu begeistern. „Inspirieren -- mein Gott, das tue ich ja auch", war Julia irgendwann aufgefallen und es stimmte. Wenn sie den Schülern, die sie tagsüber begleitete, aus dem Handgelenk eine Skizze aufmalte, wie die ganze Veranstaltung aussehen sollte und wie ihre Möglichkeiten waren, dann funktionierte das, die Teenies hingen an ihren Lippen. Das mochte bei den meisten Jungs zwar auch auf hormonelle Einflüsse zurückzuführen sein, war aber egal, so lange sie nur etwas kapierten -- und mit nur wenigen Ausnahmen fingen die Schüler im Lauf dieser zwei Tage tatsächlich an, über ihre Zukunft nachzudenken. „Quod erat demonstrandum", lächelte Helmut, der auch charmant sein konnte, als Julia nun diese Erkenntnis hervorsprudelte. „Ich habe dir doch gesagt, dass du es kannst." Voller Dankbarkeit sah sie zu ihm auf und zum ersten Mal gestand sie sich ein, dass dieser Mann ihr gefiel. Gross, stattlich, autoritär -- nein, eher allgemein dominant. Sogar dominant gegenüber Julias Vater, wie sie ...