1. Ich bin nicht Mary


    Datum: 12.02.2018, Kategorien: Sonstige, Autor: lucy

    zu nehmen, einen Mann für eine Nacht zu finden. Aber Mary redet weiter, ohne mit dem Rühren in ihrer Tasse aufzuhören. "Ich hatte solche Fantasien seit ich mich erinnern kann. Zum Sex gezwungen werden. Roher, brutaler Sex. Männer die mich einfach nehmen, mit mir tun was sie wollen, ohne sich einen Dreck um mich als Frau und meine Bedürfnisse zu scheren. Mich wie ein Fickstück behandeln. Vergewaltigungsfantasien. So'n Zeug." Sie redet leise und langsam, als ob sie sich ihr Verhalten selber erklären müsste. "Vor einigen Jahren merkte ich, dass ich keine normale 0815 Beziehung mit einem Mann führen konnte. Ich forschte nach, im Internet. Schrieb mir die Fantasien vom Leib, in der Hoffnung, sie damit bändigen zu können. Die Geschichten veröffentlichte ich im Internet. Eines Tages erhielt ich ein Mail. Es war von Roger. Er könne meine Fantasien und Sehnsüchte wahr werden lassen, wenn ich möchte. Ich wollte. Und jetzt ... jetzt fühle ich mich leer, ausgesaugt, nutzlos wenn ich zwei Wochen nicht im Club war". Sie stoppt, legt den Löffel auf den Unterteller, trinkt von ihrem Kaffee und leckt sich den Schaum von den Lippen. "Ich wünschte ich könnte aufhören. Aber ich kann nicht". Sie schaut wieder auf. "Sorry. Ich wollte dich nicht mit meinen Problemen belästigen. Die ehrliche Antwort ist: Ich tue es weil ich ohne nicht sein kann. Ich sollte lieber gehen". Sie steht auf, öffnet ihren Mund als wolle sie noch etwas hinzufügen, dann schliesst sie ihn wieder, kramt in ihrer Handtasche ...
     herum, legt eine Note auf den Tisch. "Tut mir wirklich Leid. Gute Nacht, schlaf gut". *** Während den nächsten drei Monaten sehen sich Finn und Marianthi so oft sie können. Sie gehen gemeinsam ins Kino, machen Radtouren oder gehen im See schwimmen, treffen Freunde und gehen zu Parties oder geniessen einfach die Zeit miteinander. Aber sie treffen sich nie an einem Freitag Abend oder Samstag während des Tages. Ausser einmal, am Nationalfeiertag, welcher zufällig auf einen Freitag fällt. Bei dieser Gelegenheit machen Sie einen Ausflug in die Berge für ein verlängertes Wochenende, schwer bepackt mit Zelt, Liegematten, Schlafsack und Benzinkocher. Das Zelt stellen sie trotz Campingverbots mitten in der Greina auf, einem wunderschönen Hochtal in den Graubündner Alpen. Sie kochen und essen und nachdem Marianthi das Geschirr im eiskalten Bach, welcher sich durch das Hochtal schlängelt, gewaschen hat und Finn sich daran macht, Wasser für einen Kaffee zu kochen, zieht sie ihre Matte und ihren Schlafsack aus dem Zelt und kuschelt sich hinein, denn es ist eine klare, aber kalte Nacht mit Myriaden von Sternen am Firmament. Die umliegenden Berge sind schwarze, gezackte Schatten vor dem dunklen Nachthimmel, das Murmeln des Baches kaum hörbar. Sie trinken den Kaffee schweigend, sein Arm ist um ihre Hüften gelegt. "Schau, eine Sternschnuppe", sagen sie gleichzeitig wenn sie einen weissen Strich hinter einem der Berge verschwinden sehen. Marianthi muss nicht lange überlegen, was sie sich wünschen ...
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