1. Eine ganz normale Familie


    Datum: 31.12.2017, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: bybumsfidel

    Begrüßung", begann er und überlegte, ob er Emma oder Anna vor sich hatte. Die Zwillinge sahen sich einfach zu verdammt ähnlich. "Willst Du nicht den Morgenrock wieder zumachen?" Die Person gegenüber wurde knallrot und schloss hektisch den Stoff über dem blanken Busen. Also Anna. Emma hätte gelacht und ihn höchstens gefragt, ob er sonst noch Sorgen hätte. Mehr als ein "Was willst Du denn hier?" fiel Anna nicht ein. "Meine Frau abholen. Ich dachte, sie ist noch bei Dir." "Nein, sie ist heute Morgen gegangen." Irgendetwas stimmte hier nicht. Emma war nicht mehr da (wenn sie überhaupt hier gewesen war!) und Anna stand mit gespitzten Lippen halb nackt in der Tür? Vorsichtshalber kontrollierte Toni die Hausnummer, aber er war richtig. "Kann ich denn trotzdem reinkommen? Ein Kaffee wäre nicht schlecht." Widerstrebend gab Anna die Tür frei. Toni ging ins Wohnzimmer und sah sich um. Alles deutete auf die Anwesenheit von zwei Personen hin, zwei Gläser, zwei Tellerchen mit Kuchenkrümeln, zwei Tassen mit Kaffeeresten. Anna kam mit dem Kaffee und setzte ihn vor Toni ab, der interessiert versuchte in ihren Morgenmantel zu starren. "Lass das", protestierte Anna, die ihn mit einer Hand oben zuhielt. "Hast Du auch was für in den Kaffee?", fragte Toni. "Ist das nicht noch ein wenig früh?", fragte Anna zurück, zockelte aber los, eine Flasche Cognac zu holen. Toni nahm ihr die Flasche aus der Hand und goss großzügig ein. Er begann eine unverfängliche Konversation, noch ohne bestimmten ...
     Hintergedanken. Schon bald wusste er mehr von Annas Job und ihren politischen und religiösen Ansichten, als Anna selbst. Mit jedem Kaffee-Cognac mehr wurde sie lockerer und er neugieriger. Schließlich brachte er das Gespräch auf ihren Mann, doch Anna verweigerte jede Auskunft. Dies Thema ginge ihn nichts an und er solle sich da heraushalten. Da war sie aber bei Toni an den Falschen geraten. Toni lebte in dem festen Glauben, keine Frau könne ihm widerstehen und bisher hatte er sogar recht behalten. Dass das zum Teil auch an seinem Geld lag, machte ihm dabei die wenigsten Sorgen. Es müsste doch Spaß machen, diese uneinnehmbare Festung da gegenüber auf dem Sofa zu erobern! Der Gedanke setzte sich immer mehr fest. Er sorgte dafür, dass Anna mit dem Schnaps nicht zu kurz kam, und schenkte immer wieder großzügig nach. Trotzdem ließ Anna ihre Zugbrücke nicht herunter. Kurz dachte er daran, sie zu fesseln und zu knebeln, aber solche Spielchen gehörten nicht zu seinem Repertoire. Sie besoffen und willenlos zu machen schon eher. Schließlich wankte Anna ins Bad. "Musch ma piesellnn", lallte sie. "Soll ich Dir helfen?", bot Toni uneigennützig an. "Kann isch noch all - alleine", nuschelte sie zurück. Toni vermisste das Rauschen der Spülung, als sie zurückkam, und zuckte die Schultern. Die Festung war sturmreif. Er setzte sich zu ihr und nahm sie in den Arm. Anna wehrte sich nicht, sondern kuschelte sich an seine Schulter. "Du bischt so ein Lieber. So ein Liiieber, Mann meiner Schwester. Schwaahger, ...
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